Reparaturberichte (7)

Reparaturbericht 18: SABA Meersburg- Automatic 7

Reparaturbericht 19: SABA Freiburg - Automatic 3DS

Reparaturbericht 20: Siemens Spitzensuper 54, Type 1236W

Bericht 18: SABA Meersburg - Automatic 7

Ein SABA Automatic hatte ich jetzt schon länger nicht mehr. Und der Kunde brachte direkt zwei. Mit diesem habe ich begonnen. Und im Zuge der Instandsetzung beschlossen, es für einen Versuch zu "mißbrauchen". Es bot sich einfach an. Das gute Meersburg wurde nämlich schon einmal größtenteils revidiert. Und allem Anschein nach scheiterte, wer auch immer, seinerzeit an der Automatic. Aber dazu später mehr.

Kurz erklärt für jene die diese Automaticradios nicht kennen: Die SABA Automatics haben einen automatischen, motorbetriebenen Sendersuchlauf. Dieser wird über eine Steuerwippe (unten mittig am Radio) betätigt. Es gibt einen Suchlauf und einen Schnelllauf. Leichtes antippen der Steuerwippe = Suchlauf (mit automatischem Stop bei Senderempfang), etwas kräftigeres durchdrücken der Steuerwippe = schneller Vorlauf (ohne Stop bei Senderempfang). Gesteuert wird das ganze über eine sehr ausgeklügelte Schaltung in Verbindung mit einem extra dafür vorgesehenem Elektromotor. Bei der automatischen Sendersuche dreht sich das Sendersuchrad für die manuelle Senderwahl entsprechend mit. Wenn ein Sender gefunden wird stoppt die Sendersuche, der Motor stellt den Sender scharf und hält Ihn immer auf bestem Empfang eingestellt. Dazu bewegt sich das Sendersuchrad immer ganz leicht hin- und her, der "Rüttelbetrieb". Wenn man bei gefundenem Sender und eingeschalteter Automatic den Sender manuell verstellen / wechseln will, erzeugt die Automatik eine Gegenkraft. Die Automatic verteidigt sozusagen den Sender. Die Automatik ist jedoch über eine extra Taste jedezeit abschaltbar. Die Senderwahl wird dann, wie bei allen anderen Röhrenradios, ganz normal über das Sendersuchrad manuell ausgeführt.

Was die Röhrentechnik doch alles so kann!

Von außen noch top, zeigt das Chassis jedoch leider einiges an Roststellen. Nichts dramatisches, nur eben unschön.  Auf den Kondensatorwechsel brauche ich hier nicht näher eingehen, da das meiste bereits gut gemacht wurde. Einzig im Bereich Motorkondensatoren wurden zwei mal 0,39uF eingesetzt. Aber ich entschied mich dennoch zu einem ersten, kontrollierten Probelauf. Ergebnis: schlechter Empfang und die Automatic tat gar nichts. Also denn, als erstes die Röhrenprüfung. Und da waren sehr verlebte Röhren drin. Alle, bis auf eine, waren wirklich völlig verbraucht. Die EABC80 für die Automatic war eigentlich noch recht gut. Nur die Triode war völlig verbraucht. Also erstmal 8 Röhren gegen geprüfte NOS Röhren gewechselt (das Magische Auge kommt immer erst am Schluß neu). Und siehe da, zumindest wieder viele, klare Sender wurden empfangen. Aber die Automatic kränkelte noch etwas. Zwar ging der Suchlauf sowie der Schnelllauf, jedoch überfuhr der Suchlauf stur alle Sender in beide Richtungen. Der Motor war leichtgängig und zog sauber durch. 

Als erstes wurden beide Motorkondensatoren gegen ausgemessene neue ersetzt. Die Sollvorgaben von 0,4uF und 0,35uF sind möglichst sehr genau einzuhalten! Es wurden von mir Kondensatoren mit gemessenen 0,403uF und 0,346uF eingesetzt. Erneuter Probelauf - keine Änderung, der Suchlauf lief unverändert durch. 

Zweiter Punkt: Beide Gleichrichterdioden wurden geprüft. Eine Diode war "offen" und ließ in keine Richtung einen Stromfluß zu und somit eindeutig defekt. Ich entschied mich beide Dioden durch Siliziumdioden BY255 zu ersetzen. Ergebnis - der Suchlauf verhielt sich wie gehabt.

Es folgte eine Kontrolle und geplanter Abgleich der Automaticsteuerung. Und hier war schnell klar, da stimmt grundsätzlich etwas nicht. Der Primärkreis reagierte auf keine Änderung. Alle weiterführenden Kontakte waren in Ordnung. Da mußte ich wohl mal einen Blick unter den Alubecher werfen. 

Jetzt war das Dilemma sichtbar. Irgendwann hat irgendwer wohl mal kräftig an den Abstimmkernen gedreht. In Folge dessen war der Ferritkern des Primärkreises oben "auf Anschlag" und - von der Stellschraube abgedreht worden. So kann natürlich nichts reagieren. Und was ist Glück im Unglück? Wenn, wie hier, der Kern an sich (er hat nur ca. 2-3 mm Durchmesser!) nicht gebrochen ist. Er hatte sich "nur" von der Stellschraube gelöst. Unschön, aber damit kann man arbeiten. Den Kern also neu mit der Stellschraube verklebt und jetzt konnte man auch abgleichen.

Tja, nun war ja ohnehin alles verstellt. Und jetzt kam mir die Idee etwas zu testen, was ich schon lange wissen wollte. 

Für die Automaticsteuerung sind zwei Röhren elementar wichtig. Sind diese verbraucht oder fehlerhaft/defekt, wird die Automatic nicht funktionieren. Es sind die ECL80 und die EABC80. Mich interessierte die EABC80. Oder vielmehr eine sehr ähnliche, amerikanische Version davon. Eine 6T8 bzw. 6T8A. Als reine Empfangsröhre kann diese oft als Ersatz für eine EABC80 funktionieren. Dazu dient die EABC80 hier aber nicht, der Senderempfang ist bei diesem Radio auch ohne diese Röhre gegeben. 

Die Heizdaten der 6T8A sind etwas anders zur EABC80 und hier sind Spannung UND Strom spezifiziert. Wohl aber, hatte ich gelesen, funktioniert sie nicht als Ersatz für die SABA Automaticsteuerung. Ich habe nur keine Infos finden können, was denn nicht funktioniert. Also Praxistest, es bot sich einfach an dieser Stelle an.

Röhre rein und Abgleich gemacht. Jetzt könnte ich sagen die 6T8A hat ein bisschen funktioniert. Aber das ist irgendwie so, wie ein bisschen schwanger. Tatsächlich funktioniert der Suchlauf grundsätzlich. Die Automatic stoppt bei gefundenen Sendern recht zuverlässig. Was allerdings nicht funktioniert ist die automatische Scharfstellung des Senders und der damit verbundene "Rüttelbetrieb" des Motors. SO machen sich also die etwas anderen, technischen Parameter der Röhre bemerkbar. Wieder etwas gelernt. 

Jetzt also eine echte EABC80 mit Bestwerten ins Gerät. Mit den bestehenden Einstellungen war die Automatic jetzt völlig verwirrt. Der Suchlauf lief ohne Betätigung der Steuerwippe. Ganz langsam, stoppte ohne Sender, blieb eine Weile stehen, lief wieder los. Wie erwartet war ein erneuter Abgleich nötig.


Da es für die Probeläufe höchst umständlich ist den Gehäusedipol und die Gehäuselautsprecher zu verwenden, verwende ich dafür immer einen externen Lautsprecher, sowie eine externe Dipolantenne. Die Radioeigenen sind schlicht Anschlußmäßig zu kurz wenn das Chassis ausgebaut ist. Nach provisorischem Einbau des Chassis ins Gehäuse ein Probelauf mit den Geräteeigenen Anschlüssen. Ergebnis: Schlechter Empfang, kaum Ausschlag des magischen Auges. Ein Blick auf die interne Dipolantenne (Unterseite des Gehäuseoberteils) zeigte warum. 

Eine ursprünglich sehr gute Verbindung, zeigt nach den Jahrzehnten Schwächen. Die Antennenfolie ist zwischen zwei kleinen Platten je links und rechts fest vernietet und am Gehäusedeckel verklebt. Leider waren hier diese Befestigungsplatten nicht mehr fest und aus der Antennenfolie gerissen. Die Antenne war also weitestgehend außer Gefecht gesetzt.

Es bedurfte also einer neuen Verbindung zur Folie. Folgendes habe ich gemacht: An die ursprünglichen Lötstellen wurden zwei Stücke Kupferdraht gelötet. Dieser wurde so gebogen das er an sich schon stramm an der Folie anliegt. Wichtig - die Kontaktflächen vorher gut aber vorsichtig säubern. Das ganze wurde dann noch unter leichtem Druck mit Sekundenkleber fixiert und zusätzlich noch mit Isolierband gesichert. Die Lösung soll ja schließlich einige Jährchen halten.


Aber dann - ein vorbildlich guter Empfang inkl. eines sehr gut  funktionierendem Automatikbetriebs! Inkl. Senderscharfstellung und Rüttelbetrieb des Motors. 

Abschließend bekam das gute Stück noch eine NOS EM34. Wie es sich einfach für diese Spitzenradios gehört. Mein Kunde sah das glücklicherweise genauso. 

Und weil es ja auch um Liebe zum Detail geht: Die SABA Radios sind mitunter ja auch bekannt für Ihre einzeln beleuchteten Tasten. Neben einem neuen Satz Birnchen für die Stationstasten, gab es auch noch zwei neue Birnchen für die Hintergrundbeleuchtung der  "Musik" und "Sprache" Taste. Diese zwei Birnchen sind im original von SABA gelb eingefärbt. Leider war eine defekt. Um es im angedachten Farbton zu halten, wurden von mir zwei neue Birnchen ebenfalls gelb gefärbt und eingesetzt. Wenn schon, denn schon!


Und jetzt folgt im Anschluß direkt ein Bericht über das zweite Kundenradio. Ein noch schöneres Stück welches man sicher nur selten mal zu sehen und zu hören bekommt!

Bericht Ende.

Bericht 19: SABA Freiburg-Automatic 3DS


Was für ein Radio! Für viele das beste Röhrenradio das je gebaut wurde und Klangreverenz im Vergleich zu anderen. Irgendwann hat das Gehäuse mal eine neue Lackierung bekommen. Von außen also top. Aber ,wenigsten zum Teil leider, waren vor mir schon mindestens zwei andere Bastler an dem Gerät zu  Gange.

Zumindest einer scheint ein Fachmann gewesen zu sein. Die Kondensatorkur war sehr gut und fachmännisch gemacht. Leider gab es aber dennoch drei große Mankos.  Der erste "Reparateur" der mal dran war, na sagen wir mal, war sehr kreativ.... 

Das eigentlich tragische daran ist, der Kunde hat für dieses Radio sage und schreibe 1800,-€ !! bezahlt (nicht bei mir, ich will´s bloß erwähnen). Das kann man machen, aber dann hat ein solches Gerät über auch den allerkleinsten Zweifel erhaben zu sein. Und nicht so etwas hier....

Erster Probelauf am Regel/Stelltrafo. Das Radio begann zu spielen, hielt ca 20 Sekunden durch und dann verabschiedete sich der Ton mit einem "Plopp".  Erstaunlich, denn es waren auf den ersten Blick alle Kondensatoren gewechselt. Bei genauerer Überprüfung zeigte sich jedoch, alle Kontakte waren pechschwarz. Natürlich auch die vom UKW Tastensatz. Erstes wundern meinerseits, das dass keiner meiner Kollegen vorher beachtet und gereinigt hat (...ich sag nur, 1800,-€...). Also erste Fleißarbeit, Kontakte reinigen. Danach gab es auch wieder Ton. Das Chassis war inzwischen längst auf dem Reparaturgestell und zum Testen nur ein Lautsprecher am dafür vorgesehenen Ausgang angeschlossen. Es war ein leichtes Brummen zu hören. Der Becherelko war abgeklemmt und offensichtlich neue Einzelelkos verbaut. Und an dieser Stelle war ich geblendet vom schon durchgeführten Kondensatortausch und habe den Frevel nicht sofort gesehen. Dazu später mehr.

Zunächst erstmal Spannungen kontrollieren. Jawoll, der alte Selengleichrichter lieferte 50 Volt zu wenig Spannung (...oh ja, ich reite darauf rum, 1800,-....). Zwar eher selten, aber auch ein altersschwacher Gleichrichter kann zu Brummproblemen führen. In der Größenordnung von 140mA geforderter Leistung suche ich gar nicht erst nach Selenersatz. Da muß modernes her in Form von Silizium inkl. Vorwiderstand. Wie schon in einem der anderen Berichte erwähnt, nehme ich die heutigen 230 Volt als Basis. Die zu "vernichtende" Spannung ergab eine Verlustleistung von strammen 14 Watt. Es wurde daher ein 25 Watt Widerstand mit 120 Ohm eingesetzt. Jetzt paßten auch die Spannungen.

Die Röhrenprüfung brachte hier "nur" (....1800,-€....) zwei verbrauchte Röhren zum Vorschein. Gewechselt und dann mal hören wie sich das Gerät mit den Gehäuselautsprechern anhört. Jetzt ist es immer eine Sache den Probebetrieb über einen externen Lautsprecher zu machen, oder die tatsächlich auf den Empfänger abgestimmten Gehäuselautsprecher einzusetzen. Hier war das Ergebnis grauenhaft. Der ursprünglich leise Brumm war jetzt richtig störend laut. Selbst bei Zimmerlautstärke nicht zu überhören. Da lag doch noch etwas richtig im Argen. 

Ein erneuter Blick Richtung Siebelko und dessen Ersatz. Und jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich muß es etwas ausführlicher beschreiben.

Der alte Becherelko welcher nur abgeklemmt war, war schon nicht mehr der Originalbecher. Das war offensichtlich, denn:

1. Gehört hier ursprünglich ein Becher mit 2 x 50uF hinein. Der vorhandene hatte 3 x 50 uF.

2. Der Originalbecher war ein Schraubbecher (mit Mutter von unten ans/ins Chassis geschraubt). Man konnte noch den Sitz der ursprünglichen Massescheibe und den Sitz der ursprünglich Mutter (Unterseite Chassis) erkennen. Der vorhandene Elko war ein jedoch Schränklaschenbecher. Hier begann vermutlich das Drama mal irgendwann. Reparateur 1 hat zwei ! Schlitze ins Chassis geschnitten, um den Ersatzelkobecher überhaupt befestigen zu können. Zwei. Der Becher hatte eigentlich vier Schränklaschen. War wohl zu aufwändig. Folge der Zweilaschenbefestigung - das ganze war wackelig. Und so gab es natürlich keine vernünftige, stabile Masseverbindung. Was ist die Folge? Brummen! 

Wer meiner Vorgänger auch immer wurde dann erneut kreativ. Zugegeben, es ist eine recht verbaute und unzugängliche Stelle um einen neuen Becherelko zu installieren. Aber bei aller Nachsicht, folgendes geht einfach gar nicht ( schon gar nicht für 1800,-!)!!

Am Becherelko sind 3 Kabel angeschlossen und ein Widerstand, welcher Elko 1 mit Elko 2 verbindet und entsprechend die Spannung etwas reduziert. Die drei besagten Kabel wurden kurzerhand zusammengelötet!

Wo waren jetzt die Ersatzelkos? Wo ist der dazugehörige Widerstand? Tja, dort wo sie mal gar nicht hingehören. Der ganze Rummel wurde kurzerhand direkt am Ausgangsübertrager angebracht. Dazu noch die ursprüngliche Verdrahtung des Übertragers selbst umgelötet.

An dieser Stelle muß ich jetzt einfach etwas loswerden. Wenn man keine Lust auf eine vernünftige Instandsetzung hat, dann sollte man es lassen! Oder wenn man zu solchen "Lösungen" greift, dann verkauft man das Gerät nicht. Für sich selber kann ja jeder machen was er will. 

Dieses Radio mag 70 Jahre alt sein. Aber es ist ein HighTec Produkt seiner Zeit. Im Grunde auch heute noch. Das ist kein zusammengewürfeltes irgendwas. Hier haben sehr kluge Köpfe ein hochkomplexes Gerät entworfen. Jedes Teil hat genau dort wo es ist seinen Sinn. Wäre es anders sinnvoller gewesen, hätte man es auch so gebaut! Ich weiß nicht was manch einen reitet zu meinen, man könnte es besser wie die damaligen Ingenieure, welche die Röhrentechnik gelebt und entwickelt haben. 

Eigentlich nehme ich verbastelte Geräte gar nicht an. Ist einfach undankbar. Habe ich hier leider zu spät bemerkt. Wohl auch ein wenig geblendet davon, ein Freiburg auf den Tisch zu bekommen. Hätte ich es eher bemerkt, ich hätte den Auftrag abgelehnt. Man weiß ja nie was evtl. noch so getrieben wurde. Ein Kondensator mit falschem Wert eingebaut, irgendwo irgendetwas an den falschen Lötpunkt angeschlossen, irgendetwas zusätzĺich eingebracht, u.s.w. Viel Spaß beim Suchen.... Der Kunde kann nichts dafür. Aber er müßte im Zweifel viele Arbeitsstunden bezahlen. Diskussionen vorprogrammiert. Sag ich doch, undankbar. Aber nun hatte ich ja schon begonnen. Zurück zum Freiburg.

Die Elkos und der Widerstand am AÜ wurden entfernt. Die geänderten Anschlüsse des AÜ wurden wieder an die Originalstellen zurückgeführt. Ein neuer Becherelko wurde eingebaut und alle Verbindungen laut Schaltplan wiederhergestellt.


Und siehe da, kein Brummen mehr. Blieb noch ein letzter Kundenwunsch. Irgendwann wurde das magische Auge von einer EM34 auf eine günstigere 6E5S ( für 18...ach, lassen wir es....) umgebaut. Da beide Röhren nicht Pinkompatibel sind, muß beim jeweiligen Röhreneisatz die Anschlussbelegung der Röhrenfassung etwas umgelötet werden. Also auch hier, Rücklöten plus ein zusätzlicher, nötiger Widerstand und eine wunderschöne NOS EM34 durfte wieder leuchten. 


Die 6E5S ist durchaus eine gute Alternative. Aber in einem solchen Hochklasseradio eine günstige, russische Röhre einzusetzen.....nein, da gehört für das perfekte Bild einfach eine EM34 rein. Das sah mein Kunde genauso. Für alle die es nicht wissen: Die EM34 hat zwei Leuchwinkel mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten bei der Sendererkennung, die 6E5S hat nur einen Leuchtwinkel. 

Letztendlich spielt das Radio wieder wunderbar. Die Automatic tut was sie soll und äußerlich, auch! dank der Neulackierung, eine Schönheit. Und klanglich hervorragend. Aber das hier andere Spitzenmodelle nicht mithalten können, würde ich so nicht unterschreiben. In jedem Fall aber zweifelsfrei ein super Radio!

Bericht Ende.

Bericht 20: Siemens Spitzensuper 54, Type 1236W

Aller guten Dinge sind drei. Und nach oberen SABA's kam direkt das dritte, verbastelte Radio.  

Die Vorabinfo vom Kunden war, Radio läuft, wurde vor vielen Jahren von einem im Ruhestand befindlichen Radiotechniker bereits einmal überholt. Seither läuft es, hat aber doch einige Schwächen wie Krachen beim umschalten und starkes Brummen auf allen Bereichen. Nun gut dachte ich, ein Fachmann war mal dran, wird überschaubar sein. Noch NIE hat mich ein Radio so herausgefordert....

Wir hatten schon viel besprochen, mein Angebot war ausführlich, aber der Kunde brachte dennoch eine Liste mit allen, Ihm wichtigen, Punkten mit. Da bleiben keine Fragen offen, so kann man arbeiten😉.


Zwei Dinge stehen fest. Wer immer dieses Radio schon einmal bearbeitet hat, war ohne Zweifel auf technischer Ebene ein Fuchs. Bei der Ausführung der Arbeiten jedoch....grauenhaft.  Ich denke damit beginne ich auch. 

Bis auf zwei alte, sehr versteckte, ERO Kondensatoren, wurden alle Kondensatoren samt Elkos seinerzeit mal ersetzt. Ebenso wurde der alte Selengleichrichter außer Betrieb genommen und gegen einen Siliziumgleichrichter ersetzt. Wer jetzt denkt, das hätte mir einiges an Arbeit abgenommen - weit gefehlt.

Beginnen wir in der Reihenfolge "vorne" im Radio. Der neue Gleichrichter. Dieser wurde einfach an die alten Anschlüsse angelötet und hing freischwingend unter dem Chassis. Ist vielleicht nur die zweitbeste Idee bei  über 300 Volt.


Es gab hier auch keinen Vorwiderstand. Das heißt, das Radio lief über Jahre mit ca. 310 Volt. 

Der alte Becherelko war noch abgeklemmt im Radio. Es fehlte jedoch die Massescheibe und die Mutter zur guten Befestigung. Er stand halt mehr oder weniger lose noch drin. Die neuen Einzelelko wurden darunter eingebaut. Als Masseverbindung wurde der nächstmögliche Punkt gewählt. Und das ganze auch nur mehr schlecht als recht über die Lötdrähte gehalten. Und da wir gerade in der Ecke sind, die beiden Entstörkondensatotren wurden ebenfalls mit fliegender Leitung nach Masse ersetzt.

Selbstredend, das dies nicht so gelassen wurde. Die Elkos wurden durch einen Becherelko ersetzt, die Entstörkondensatoren wieder so gelegt wie sie ursprünglich waren. Und natürlich gab es einen neuen Gleichrichter samt passend ermitteltem Vorwiderstand. Beides fest am Chassis montiert.

Bevor ich zu den anderen, bereits ersetzten Kondensatoren komme, ein kurzer Hinweis. Alle Radiohersteller waren stets bestrebt, die Kondensatoren möglichst dicht am Chassis zu montieren. Dies hat schlicht Abschirmungsgründe. Gerade Siemens ist bekannt dafür, solche erforderliche Kondensatoren sogar am Chassis zu verkleben.  Ich kann immer wieder nur sagen - das machten die Hersteller nicht aus Langeweile. Trotz riesiger Konkurenz investierte man Zeit und Geld um ein Radio so zu konstruieren. Wäre es aus technischer Sicht überflüssig (Qualität) hätte man es aus wirtschaftlichen Gründe (Kosten) auch nicht gemacht.

Nun ja, ich sehe das so. Aus diesem Grund kommen bei mir Neuteile auch immer wieder an die Stelle, wo sie vorher auch waren. Mein Vorgängerreparateur sah das jedoch etwas lockerer. Es war aus mehrerlei Hin- bzw. Ansicht ein Grauen. 

  • Verbaut wurden von der Bauart an sich größtenteils völlig ungeeignete Teile. Die kurzen Anschlüsse wurden regelrecht an die Lötösen gebraten, die andere Seite kunstvoll mit Kabelenden verlängert.
  • Die Werte wurden fast bei keinem Teil eingehalten. Irgendetwas in der Nähe zwar, aber daneben.
  • Bei einigen Kondensatoren wurden die vorgeschriebenen Spannungswerte nicht eingehalten = unterschritten.
  • Ein Sammelsurium an Ersatzkondensatoren verschiedenster Form und Baujahre. Hier wurden schlicht Restbestände verbraucht.
  • Kein! Kondensator war auch nur in der Nähe des Chassis. Alles ragte mehr oder weniger in den Raum.
  • Die ursprünglichen Masseverbindungen wurden recht konsequent nicht mehr genutz. Stattdessen wurde der am einfachsten zu erreichende Massepunkt als neuer gewählt. Alleine das kann schon zu Problemen führen.
  • Durch die ungeeignete Bauform wurden viele! Kondensatoren beim Einlöten äußerlich durch die Hitze des Lötkolbens angeschmort. Mitunter recht tief und deutlich.
  • Das Netzkabel (innenliegend) war ebenfalls vom löten verschmort. Es lag teilweise der blanke Draht frei.

Letztendlich wurden alle bereits damals gewechselten Teile von mir erneut ausgetauscht. Dabei wurden die Kondensatoren wieder an Ihrem ursprünglichen Platz gebracht mit den entsprechenden Masseverbindungen. Das Netzkabel wurde natürlich auch erneuert (auf unterem Bild noch nicht geschehen). Das Brummen war nun deutlich minimiert, aber aus ca. 1 meter Entfernung immer noch zu hören. Bei völlig leise gesteller Lautstärke. Zunächst dachte ich, die Siebdrossel oder der AÜ  hätten vielleicht Schaden genommen durch die jahrelang zu hohe Spannung und sind dadurch verantwortlich für den Brumm. Dem war jedoch zum Glück nicht so.

Beim Kondensatorwechsel und der damit verbundenen Schaltplansuche nach den richtigen Werten, stieß ich auf weitere Merkwürdigkeiten. Zusätzliche Widerstände wurden eingebracht, ebenso manche mit abweichenden Werten zu den Werten laut Schaltplan. Ich habe auch dies zurückgebaut. Es ergab sich dadurch keine Änderung. Das Brummen blieb ebenfalls gleich laut. Die Lösung des Brummproblems ergab sich erst viel später. Dazu später mehr.


Bei aller bisherigen Kritik, ein dummer Mann war seinerzeit dennoch nicht am Werk. Das magische Auge wurde von der Original EM34 umgebaut auf die russische 6E5S. Das ist nichts besonderes. Aber hier wurde das magische Auge so neu angeschlossen, das es bei TA Betrieb abschaltet. Dies war im original nicht so, schont aber natürlich die Leuchtschicht nun erheblich. Der Kunde legte großen Wert darauf, das dies so bleibt. Und hier wieder, die technische Ausführung - klever. Die handwerkliche Ausführung - naja. Die Fassungsanschlüsse von  Pin 1 und Pin 4 wurden kurzerhand umgebogen und zusammengelötet. Bedenklich: Eine Anodenzuleitung wurde mit blankem Drahtende einfach um einen Nachbardraht gewickelt. 250 Volt darf man auch gerne mal isolieren...

 


Der Rückbau war etwas kniffelig, da eine Anodenzuleitung letztendlich übrig blieb und "totgelegt" wurde. Zur Abschaltung des magischen Auges, legte der erfinderische Techniker eine neue Leitung mit passender Spannung von einem Punkt welcher bei TA stromlos war. 

Nun war die Arbeit eigentlich getan. Wenn nur dieses elende Brummen nicht wäre. Ich habe viel Zeit damit verbracht mögliche Ursachen des Brummen zu untersuchen. Masseverbindungen wurden geprüft, jede Menge anderer Kontakte geprüft, Abschirmungen kontrolliert, wiederholte male die Röhrensockelkontakte gereinigt, probeweise erneut Röhren getauscht, alle Potis penibel gereinigt, u.s.w. Egal was ich machte, ich fand keine Ursache für das Brummen, es ergab sich keine Änderung. Bis.....

.....ich auf die glorreiche Idee kam, mich vom Chassis ab- und den Lautsprechern zuzuwenden. 

Es gibt drei Gehäuselautsprecher. Zwei sind zu sehen. Der dritte, ein Hochtöner, sitzt vor dem einentlichen Hauptlautsprecher. Und genau dieser wurde repariert? ausgewechselt?, in jedem Fall wurden die Zuleitungen irgendwann mal abgelötet. Tja, und hier wurde schlicht zwei Drähte anschlußtechnisch vertauscht - die Ursache für das Brummen. 

Jetzt vermute ich einfach mal, das Brummproblem hatte mein Vorgänger seinerzeit schon und den eigenen Fehler nicht bemerkt. Und möglicherweise versuchte er das mit oben erwähnten Änderungen bezüglich der Widerstände zu kompensieren. Was, wie wir jetzt eindrucksvoll wissen, nicht funktionierte. Kleine Ursache, große Wirkung. Und kleine Ursachen haben bei Röhrenradios sehhhhr gerne mal große Auswirkungen.

Mein Bericht liest sich schnell, aber die Fertigstellung des brummfreien! Radios war sehr langwierig und zeitweise verzweifelnd. Aber auch hier, am Ende zeigt sich ein wohlklingender Spitzensuper von seiner besten Seite! Obwohl noch kein 3D Radio, klingt es großartig. 

Ach ja, Bluetooth bekam das gute Stück dann auch noch. 

 

Bericht Ende.


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