Es folgte zunächst der übliche Kondensatortausch und die Reinigung. Dabei fiel auf, daß der Ratiofilter völlig mit Schmier überzogen war. Es war das Wachs, welches sonst die Kerne versiegelt. Diese lagen jetzt fast komplett frei zugänglich. Da muß wohl mal durch zu hohen Stromfluß etwas richtig heiß geworden sein.
Nachdem das erledigt war - erster Probelauf. Dieser war doch ziemlich ernüchternd.
Problem eins: Kein Empang auf UKW. Dies war jedoch recht schnell gefunden. Ein verschmorter Widerstand unmittelbar auf dem UKW Kästchen. Zwar gut versteckt und schlecht zugänglich, aber man kommt ran. Nach Auswechseln des Widerstandes funktionierte auch der UKW Empfang wieder anstandslos.
Problem zwei: Die Sender hatten zwei maxima. Heißt, Sender wird empfangen, dann direkt daneben verrauscht, dann der gleiche Sender wieder. Der "gute" Empfang stimmte weder links noch rechts mit dem maximalen Ausschlages des magischen Bandes überein. Naheliegend war, das sich der "ausgekochte" Ratiofilter verstellt hat. Dem war dann auch so. Ein Abgleich des Ratiofilters mittels Abgleichsender brachte wieder sehr guten Empfang in Übereinstimmung mit dem max. Ausschlag des magischen Bandes.
Problem drei: Die seitlichen Lautsprecher (Elektrostaten) waren stumm. Eine Messung ergab, daß dort keine Spannung anlag. Also Rückverfolgung der Anschlüsse zum Ausgangsübertrager (AÜ). Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus - dies war nicht der orginale AÜ. Die Elektrostaten waren falsch angeschlossen, ein Widerstand wurde gar nicht angeschlossen und einfach abgekniffen und nach unten weggebogen. Der Aufbau des neuen AÜ ist gänzlich anders als der des originalen. Eine Recherche ergab, das der ursprüngliche AÜ die Anschlußleiste seitlich hat. Der neue hat die Anschlußleisten jedoch oben. Und bis hierhin reichte der abgekniffene Widerstand einfach anschlußmäßig nicht.
Ich bin jetzt mal böse. Ich denke der damalige Reparateur war irgendwann einfach froh überhaupt wieder etwas aus, zumindest dem Frontlautsprecher, zu hören. Dem vorhandenen Schaltplan sei Dank konnte ich alles wieder so anschließen wie es gehört. Danach funktionierten dann auch die Elektrostaten wieder. Es blieb aber noch,
Problem vier: Es gab ein leichtes, aber bei leiser Lautstärke deutlich hörbares Brummen. Nach viel Suchen und Messen und kontrollieren aller von mir findbaren Masseverbindungen, konnte ich keine Ursache dafür finden. Auch ein Austausch der Röhren brachte keine Änderung. Mein Schluß für die Ursache des Brummens- der Ersatz AÜ ist verantwortlich. Zwar ist er Anschlußtechnisch passend, aber damit alles wirklich gut aufeinander abgestimmt ist, reicht das nicht zwangsläufig aus. Ich habe dazu eine sehr gute Seite eines Experten gefunden, der das Thema gut verständlich abhandelt. Wer daran Interesse hat, hier ein link:
Und wie Anfangs erwähnt, kommen wir jetzt nochmal zu dem zusätzlich eingebrachten Lade/Siebelko. Der diente wohl nicht dazu mangelnde Kapazität des Becherelkos zu kompensieren. Vielmehr wird wohl der damalige Reparateur schon das Brummproblem nach dem Tausch des AÜ gehabt haben. Und hat das behoben mit dem zusätzlichen Siebelko. Und wenn ich auch gar kein Freund davon bin nur Symptome zu beheben und nicht die Problemursache, hier gab es keine andere Möglichkeit. Notgedrungen habe ich ebenfalls wieder einen zusätzlichen 47uF Elko eingebracht. Damit war das Brummen bis auf ein minimum beseitigt. In jedem Fall war es nicht mehr störend und nur noch leicht in einem ca. 30cm Abstand, bei leisegedrehter Lautstärke, wahrnehmbar. Eine noch höhere Kapazität des Zusatzelkos wollte ich nicht nehmen, da dies wieder zu anderen Problemen führen kann. Für Interessierte hier ein weiterer link zu Thema Siebelko ersetzen durch höhere Kapazität:
Damit bestätigt sich erneut- so wichtig und nötig der Kondensatortausch auch ist, selten ist es damit getan. Irgendeine Überraschung bringt darüber hinaus (fast) jedes Röhrenradio noch mit. Mal mehr, mal weniger.
Letztendlich spielte aber das gute Philips wieder emfangsreich und klar. Und wenn's denn dann geschafft ist, ist der Rest schnell vergessen und man genießt das Ergebnis.
Bericht Ende.
Musiktruhe Tonfunk Violetta W532
Es gab jetzt schon länger keinen neuen Reparaturbericht. Das lag nicht an mangelnder Arbeit (ganz im Gegenteil) ,es gab nur nichts besonderes zu berichten. Diese Truhe ist jedoch mal wieder einen Bericht wert.
Im Kundenauftrag bekam ich diese sehr seltene, schöne und sehr gut erhaltene Musiktruhe zur Instandsetzung. Radioteil, ein Plattenspieler von Prepertuum Ebner, Type 3420 PE (mit Drehsystem) und einigen sehr besonderen Extras auf Kundenwunsch. Laut Kundenangabe war die Truhe ohne Funktion. Eine Haufen Arbeit bei dem ich aber wieder dazugelernt habe. Glücklicherweise gab es keine großen Besonderheiten, denn es ist für dieses Radio leider kein Schaltplan aufzutreiben.
Das Radioteil war zuerst dran. Und es war ein dankbares Gerät. Grundsätzlich ein vergleichbar eher aufgeräumtes Chassis, ebenso verhältnismäßig wenig Problemkondensatoren welche auch noch recht gut zugänglich waren.
So kann es weiter gehen. Ging's aber nicht, der Plattenspieler hat mich (auch in Zusammenhang mit der Bluetoothnachrüstung) noch mächtig Zeit gekostet. Aber erstmal kurz zum Radio. Hier ist eine Besonderheit hervorzuheben. Der magische Fächer und die Skalenbeleuchtung haben keine fixe Position, sondern bewegen sich zusammen mit dem Skalenzeiger über die komplette Skalenbreite. Zum besseren erkennen, ist die Einheit auf folgendem Foto nach oben geschoben.
Auf den nächsten Fotos in eingebautem Zustand. Und dem aufmerksamen Betrachter wird die orange Beleuchtung auffallen. Dies ist im original nicht so, sondern ein vom Kunden gewünschtes Extra. Auf Wunsch kann ich hier übrigens fast jede Farbe anbieten.
Der original magische Fächer war natürlich komplett ausgebrannt. Womit wir im Ersatzfall zu einem potentiellen Problem kommen. Es passt nur eine richtige, echte EM80. Das gerne genommene Pendant, die 6E1P, ist fast !! immer zu lang. Weiteres Problem: Es tummeln sich sehr viele angebliche (und so beschriftete!!) EM80 auf dem .....Versteigerungsmarkt.... welche aber die großen Maße der 6E1P haben. Ich besitze selber einige davon. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Tipp für diese obige, besondere Anwendung: Eine 6E1P mit sehr kurzem Glaszapfen passt gerade so rein. So eine zu haben oder zu bekommen, ist reine Glückssache. Bei mir passte eine von 5 Röhren. Alternativ kann auch die Pinkompartible EM81 eingesetzt werden.
Abschließend mußte der Ratiofilter leicht nachgeglichen werden. Ein Radio mit sehr gutem und klarem Empfang war am Ende das Ergebnis und die ca. 16 Stunden Probelauf verliefen völlig problemlos.
Kommen wir nun zum Plattenspieler. Optisch neuwertig. Die Mechanik übersichtlich, da keinerlei Automatikfunktion. Alles war recht schnell wieder gangbar gemacht. Das Reibrad ist noch gut, einzig der Riemen hatte einen "Standplatten" und wurde gegen einen neuen gewechselt. Der Motorkondensator sah noch einwandfrei aus, hatte aber ,wie immer, nur noch einen Isolationswiderstand im kohm Bereich. Auch dieser Kondensator wurde selbstverständlich ausgetauscht. Die drei Geschwindigkeiten 78, 45, 33 UpM funktionierten dann anstandslos. Jetzt wurde es schwierig, denn es kam kein Ton.
Wie üblich gibt es hier ein Kristallsystem. Wenn Feuchtigkeit ins Spiel kommt, lösen die Kristalle sich gerne auf. Lagern im feuchten Keller ist daher, nicht nur für den Plattenspieler, eine ganz schlechte Idee. Aber diese Truhe machte nicht den Eindruck als wäre sie jemals schlecht gelagert worden.
Der Tonabnehmer ist leicht zu entfernen. Die Kontaktstifte sind nur gesteckt, die Nadeln werden durch Schrauben gehalten. Die Auflagegummis der Nadeln waren noch flexiebel, der Kristall selber nicht zu sehen oder irgendwie zugänglich. Die Nadeln wurden entfernt, ebenso die Kontaktstifte und dann wurde alles vorsichtig mit Tesanol Kontaktspray, Dentalsticks und Wattestäbchen gereinigt, soweit zugänglich.
Einbau, Probelauf. Ein Knistern, leise Töne. Also, irgendwo steckt wohl doch noch Leben drin.
Ich habe nicht mitgezählt wie oft ich diesen Tonabnehmer ausgebaut, wie oben beschrieben zerlegt und noch mal gereinigt habe. Nach einigen Durchgängen mit Tesanol kam sogar mal kurzzeitig das volle Tonsignal durch. Und war dann unvermittelt auch wieder weg. Nachdem sich keine Besserung mehr ergab, neues Mittel. Erneute Versuche mit Kontakt 61. Danach nochmal einen Tacken besser, aber weit weg von Prozesssicher.
Und wenn ich auch inzwischen diesen Tonabnehmer hätte vierteilen können, da hilft nur Emotionen aus, Logik an. Ein defekter Kristall ist nicht wiederzubeleben. Hier gab es aber Fortschritte. Mein Entschluß: Der Kristall ist nicht defekt. Also entweder:
> altersbedingt sind irgendwelche Komponenten ausgetrocknet, nicht mehr flexibel genug oder minimalst geschrumpft und der Kontakt nicht mehr zuverlässig gegeben,
oder
> es gibt irgendeine Oxidation im, leider unzugänglichen, Inneren Teil des Tonabnehmers.
Auch wenn es bisher durchaus Fortschritte gab, funktionsfähig war es nicht. Also, ich kann nichts kaputt machen. Dann im geschätzten 15 Durchgang jetzt eben schwere Geschütze. Tonabnehmer ausgebaut und jetzt mit Kontakt 60 behandelt. Nix mehr mir Wattestäbchen o.ä. Der Tonabnehmer wurde nun mit Kontakt 60 geflutet. 20 min. einwirken lassen, vorsichtig mit Druckluft ausblasen und wieder einbauen. Und auf einmal eine deutliche !! Verbesserung. Allerdings mit umschalten der Nadel mitunter immer noch Stille. Die Kontakt 60 Wässerung wurde drei mal wiederholt. Und dann, endlich, einwandfreie Funktion !! Ich habe bewußt auf ein Spülen mit Kontakt WL verzichtet. Soweit ich das erkennen kann, ist im inneren des Tonabnehmers kein Metall das langfristig durch die Einwirkung des Kontakt 60 nachoxidieren könnte. Die von außen zugänglichen Bereiche wurden entsprechend behandelt. Wie lange das von Erfolg gekrönt ist, wird sich zeigen. Ich werde mit dem Kunden noch eine Weile in Verbindung stehen, denn wenn er diese Truhe abholt, bringt er gleich die Nächste mit.
Die lange, traurige Geschichte ist aber noch nicht zu Ende. Der Kunde wollte nämlich auch die Bluetoothnachrüstung. Das Radioteil verfügt über einen TA Eingang und Bluetooth wie Plattenspieler müssen da ran. Das machte mir von Anfang an Kopfschmerzen. Aber immer ein Problem nach dem anderen.
Kurzum, irgenwann war dann auch Bluetooth installiert. Und natürlich, beides gleichzeitig angeschlossen funktioniert nicht. Sobald die Stecker des Plattenspieler eingesteckt waren, war über Bluetooth nichts mehr zu hören. Auch nicht wenn der Plattenspieler gar nicht lief. Der Plattenspieler selber klang bei der Doppelbelegung nur leise und sehr flach. Nach einigem Überlegen und natürlich nach Rücksprache mit dem Kunden, folgende Lösung. Es müssen zwei zusätzliche Schalter installiert werden. Jeder Schalter muß die jeweils nicht benötigte Signalleitung unterbrechen. Wer diese Idee eventuell nachbauen möchte, Achtung. In keinem Fall die Schalter in die Masseleitung einbringen. Das funktioniert zwar grundsätzlich auch, führt aber zu einer sehr unschönen Brummschleife. Zumindest in diesem Fall. Die Schalterleitung des Plattenspielers muß weiterhin zusätzlich geschirmt und die Schirmung wiederum einseitig auf Masse gelegt werden. Beidseitig geht auch, hat aber keinen weiteren Effekt (hab's ausprobiert). Ohne Schirmung brummt es ebenfalls. So verkabelt spielen beide Einheiten absolut störungsfrei und ohne jegliches Brummproblem.
Auf unteren Fotos die Arbeitsschritte. Die Schalterleitung wurde beim Einbau noch um den nicht abgeschirmten Teil gekürzt. Die Schalter selbst wurden dann im Plattenspielerfach untergebracht. Die Masse der Schirmung wird einfach mit im Bananenstecker der Masseleitung mit angeschlossen. Und selbstverständlich ist auch dies eine jederzeit reversible Lösung.
Der technische Teil der Geräte war damit erledigt. Aber es blieben noch einige Extras, welche der Kunde gerne hätte. Und die haben alle etwas mit zusätzlicher Beleuchtung zu tun.
Da wäre zunächst eine Beleuchtung des Plattenspielerfaches. Hier eine LED Stablampe, welche perfekt in das Fach passt. Ein Gummipuffer, welches als Auflage für den Deckel dient wurde entfernt (ein weiterer befindet sich noch auf der anderen Seite) und dafür ein Schalter an dieser Stelle angebracht. Kein zusätzliches Schraubloch also. Mit öffnen des Deckels schaltet sich so das Licht ein. Gespeist wird es übrigens durch einen 12 Volt Trafo, welcher unterhalb des Plattenspielerfaches installiert wurde. Die 230 Volt für die Trafoeingangsspannung wurden am Radioteil primärseitig des Trafos abgenommen. Also keine zusätzliche Trafobelastung.
Beleuchtung Teil zwei. Diese Kundenidee fand ich sehr charmant! Inspiriert durch die beleuchteten Tasten bei SABA Radios, war die Idee, unter den Tasten einen LED Streifen zu installieren. Es sind dann zwar immer alle Tasten beleuchtet, aber es hat was, mir gefällt es. Der LED Streifen wurde auf eine glänzende, goldfarbende Platte geklebt zur zusätzlichen Reflektion. In diesem Fall war das Montagemäßig kein Problem. Gespeißt ebenfalls durch schon oben erwähnten 12 Volt Trafo. Die Beleuchtung schaltet sich mit dem Radioteil ein / aus.
Zu guter Letzt - Beleuchtung drei. Das untere Plattenfach. Ebenfalls so angebracht, dass die Lampe nur angeht wenn das Fach geöffnet wird. Und da der Kunde auf warme Farben steht, hier ebenfalls in orange beleuchtet. Die Stromversorgung wurde ebenfalls am Radioteil Primärseitig des Trafos genommen. Also auch hier keinerlei zusätzliche Belastung des Trafos.
Abschließend noch ein paar Fotos nachdem wieder alles dort war wo es hingehört. Inklusive aller vom Kunden gewünschten Nachrüstungen.
Bericht Ende.
Grundig 4055/56
Im Kundenauftrag kam dieses sehr gut erhaltene 4055 zu mir. Ein Radio mit exellentem Emfang (ich hatte schon vorher mal zwei davon) und dem Luxus zwei getrennter UKW Skalen. Außerdem vorgesehen für den Anschluß des Grundig Ferndirigenten. Und dieser war sogar bei dem Radio dabei. Beim späteren Einsatz des Ferndirigenten, habe ich mir dann auch gleich einen kuriosen Fehler eingeschleppt. Aber dazu später mehr.
In der Vergangenheit bereits schon einmal teilrevidiert, hat jemand jedoch leider die Kondensatoren, welche ersetzt wurden, durch eine bunte Mischung NOS Kondensatoren ersetzt. Außerdem wurde statt der vorgeschriebenen 0,6 A Sicherung eine 1,6 A Sicherung eingetzt. Diese habe ich als erstes wieder durch den richtigen Wert ersetzt.
Das mit den NOS Kondensatoren war nur eingeschränkt eine gute Idee. Warum, siehe bei Interesse auch hier:
Also nach der üblichen Kondensatorkur und Grundreinigung des Chassis ein erster, längerer Probelauf. Alle im Radio vorhandenen Röhren wurden ,wohl im Zuge der schon einmal vorgenommenen Überprüfung, bereits durch Röhren mit durchweg guten Werten ersetzt. Einzig eine der beiden EL84 zeigte nach einer Weile ein Problem in Form von Störgeräuschen, einer Art Rauschen. Nach dem Wechsel dieser Röhre war alles gut.
Dennoch, ein paar Dinge blieben noch zu tun.
1. Der Skalenantrieb von UKW 2 rutschte komplett durch. Ein völlig ausgehärteter Kupplungsbelag war die Ursache. Ein Fehler der gerne mal vorkommt, aber ebenso leicht zu beheben ist. Der alte Belag wird entfernt, das Metall des Mitnehmers gründlich gereinigt. Ein komplettes zerlegen des Antriebs ist nicht nötig. Ein neuer Belag aus griffigem Material und passender Dicke wird sauber in die richtige Größe geschnitten. Ebenso möglichst genau mittig die Aussparung für die Welle. Dann einfach an einer Seite den neuen Belag einschneiden und über die Welle ziehen. Das ganze gut ankleben und zum trocknen einfach die UKW 2 Taste drücken. Der Belag wird so unter Druck auf dem Mitnehmer gehalten. Ich verwende hier einen genoppten Belag, welcher für den Einsatz von schweren, ziehenden Transportwellen gedacht ist. Für den Einsatz als Skalenantrieb, wird dieser Belag daher wohl das Radio selbst überleben.
2. Der alte Säulenselengleichrichter schwächelte doch sehr. Er lieferte 40 Volt zu wenig, dieses Radio fordert immerhin satte 280 Volt am Gleichrichterausgang. Auch hier wurde auf die Umrüstung auf einen modernen Siliziumgleichrichter samt Vorwiderstand zurückgegriffen. Wer dieses mal selber macht, immer unbedingt auf die nötige Verlustleistung des Widerstandes achten! Hier waren gute 12 Watt nötig. Eingesetzt wurde ein Widerstand mit 25 Watt Verlustleistung. Die Erwärmung liegt dann immer noch bei ca. 60°. Was recht wenig ist, aber doch etwas zu viel um Ihn anzufassen.
3. Das immer wieder leidige Thema, die Elektrostaten. Wie in ca. 80% der Fälle, waren auch hier die elektrostatischen Hochtöner stumm. Oder zumindest fast. Ein leises Brummen war noch zu hören, jedoch kein Ansatz von Radioton. Beide vorhandenen Hochtöner wurden ausgebaut, zerlegt und kontrolliert. Auf den ersten Blick gar nicht schlecht. Keine übermäßige Oxidation, die Anschlüsse o.k. und die Folie unbeschädigt. Aber leider war auf der Folie nichts mehr von der ursprünglichen, einseitigen Metallbedampfung zu sehen. Und ohne diese bleibt der Lautsprecher nun mal stumm.
Nun kann man diese Art Lautsprecher durchaus reparieren. In den 50ern als große Inovation beworben, sind die Elektrostaten klanglich tatsächlich eher sehr bescheiden. Sie sind immer recht leise (ein Effekt ist aber unbestritten zu hören) und sie neigen dazu den Ton recht früh zu verzerren. Wer die Originalität erhalten will, der wird trotz dieser Einschränkungen die alten Hochtöner versuchen zu retten. Wer eindeutig besser klingenden Ersatz möchte, für den biete ich Alternativen an. Bei Kundengeräten liegt die Entscheidung natürlich immer beim Kunden. Hier entschied der Kunde sich für den Einsatz zweier platzmäßig sehr gut passender neuer Breitbandlautsprecher. Klanglich im Gesamtpaket passen diese wirklich ausgezeichnet.
Die ursprünglichen Schraubenlöcher paßten leider nicht ganz, es mußten neue gemacht werden. Das stellt kein Problem da und ist von außen natürlich nicht zu sehen. Die alten Zuleitungen der Elektrostaten wurden komplett entfernt. Schließlich lagen hier ca. 240 Volt Spannung an.
Also für Selbermacher - niemals !! die alten Anschlußleitungen der Elektrostaten an die neuen Breitbandlautsprecher anschließen ! Diese müssen separat an anderen Anschlußpunkten neu verkabelt / angeschlossen werden !!
Und wie's dann so geht. Da denkt man irgendwann- fertig. Chassis wieder eingebaut und dann....stößt die Ferrtitantenne beim drehen an einen der neuen Lautsprecher..... Na ja, war dann mit etwas Kreativität auch zu lösen. Der Ferritstab wurde kurzerhand eine Etage tiefer gesetzt. Isolierband auf den unteren Metallhalter gezogen und die Antenne darauf festgespannt. Ist so wieder drehbar und behält Ihre volle Funktion. Wobei es für die meisten Nutzer heute uninteresant ist. Es sei den man ist auf den AM Bändern auf der Jagd nach ausländischen Sendern. Und selbstverständlich wurde das so vom Kunden genehmigt.
4. Beide Zuleitungen welche zum Schalter FA der Antenne gehen, waren komplett verschmort. Beide Leitungen wurden selbstverständlich erneuert.
5. Die Lautsprecherdämmung. Grundigtypisch völlig bröselig. An den Seitenlautsprechern war gut zu sehen, das zwischen Dämmung und Gehäuse schon ca. 2 mm Luft waren. Da dämmt aber mal gar nichts mehr. Sowohl Frontlautsprecher sowie auch die beiden Seitenlautsprecher wurden daher neu gedämmt.
6. Der berühmte Ferndirigent. Da dies nicht das erste Gerät vom Kunden ist, hatte ich den Ferndirigenten in der Vergangenheit schon einmal überholt. Bilder vom Werdegang gibt es daher hier leider nicht. Ich habe den Ferndirigenten nur noch mal mitgenommen, um letztendlich alle Radiofunktionen testen zu können.
Nachdem das Radio also komplett fertig instandgesetzt war, Ferndirigent eingesteckt, Probelauf und alles funktionierte vorbildlich. Danach war der Arbeitstag erstmal zu Ende.
Was der Ferndirigent eigentlich ist ? Einfach folgenden Button drücken😊.
Am Tag darauf. Der Ferndirigent war längst wieder weggepackt und das Radio wurde angemacht zu einem weiteren Probelauf. Bis gestern ging alles einwandfrei. Heute nur noch ganz leiser Ton bei voll aufgedrehten Lautstärkeregler. Von gestern auf heute lag nur der Probelauf mit Ferndirigenten dazwischen. Wie das den vorliegenden Fehler verursacht haben soll, war mir zwar zunächst schleierhaft. Dennoch begann meine Fehlersuche im Bereich des Anschlusses des Ferndirigenten. Ein erneutes Einstecken des Ferndirigenten ließ das Radio wieder sofort tadellos spielen. Die Ecke schien richtig zu sein....
Ich habe es nicht sofort gesehen und erst eine Brückung der Steckkontakte brachte mich auf den Fehler. Ohne Ferndirigent liegen u.a. zwei Blattfederkontakte aneinander. Diese berühren sich jedoch nur an der Spitze, der Rest ist einseitig mit einem Isolierstreifen versehen. Mit Ferndirigent liegt eine dieser Blattfedern als Kontakt am entsprechenden Steckkontakt des Ferndirigenten an. Die andere Seite liegt dort dann nur mit der Isolation an. Jetzt ist dieser Isolationsstreifen mit einer kleinen Nase in das Federblech eingehakt. Diese kleine Nase muß sich wohl beim entfernen des Anschlußsteckers des Ferndirigenten mit heraus gezogen haben. Und das hat dann den geschlossenen Kontakt des Federbleches verhindert. Fehler die die Welt nicht braucht. Aber so wird das wohl bleiben. Ich werde wohl noch dutzende Radios reparieren und immer wieder werden neue Fehler auftreten. Es wird einfach nie langweilig.
7. Zu guter letzt dann noch die Nachrüstung auf Bluetooth. Das machte das Paket dann so richtig rund.
Die abschließende, elektrische Sicherheitsprüfung bestand das Radio übrigens mit Bestwerten mit einem Isolationswiderstand > 19,99 Mohm ( größter Meßbereich meines Gerätes) und einem Berührungsstrom von <0,1 mA (kleinster Bereich meines Messgerätes).
Und so bringt im Grunde jedes Röhrenradio seine altersbedingten Besonderheiten mit. Man kann schon sagen, je umfangreicher die Ausstattung, desto mehr "Dinge" müssen gerichtet werden. Aber ich kann immer wieder nur sagen, wenn das Komplettpaket dann fertig ist, sind diese Radios eine Fest für die Sinne.
Ach ja, ein NOS magisches Auge EM34 gab es dann auch noch.
Bericht Ende!