Reparaturberichte (3)

Bericht 7: Grundig 4006 Stereo

Bericht 8 : Siemens Super H64

Bericht 9: Loewe Opta Rheinland-Stereo Type 52 029


Bericht 7 : Grundig 4006 Stereo


Im Kundenauftrag bekam ich dieses Grundig 4006 Stereo zur Instandsetzung inkl. Bluetoothnachrüstung. Das einiges an Arbeit drin steckt war dem guten Stück anzusehen, aber dann kam's doch ziemlich dicke. Zunächst mal war reinigen angesagt, da es doch sehr verschmutzt war. Innen wie außen.

Fünf verbrauchte Röhren und jede Menge defekter Kondensatoren waren ebenfalls verbaut. Das Netzkabel wurde irgendwann mal auf ca. 20cm gekürzt. Es wurde daher ein neues Netzkabel samt Stecker installiert. 

Einzig erwähnenswert ist hier vielleicht der Ersatz des Becherelkos. Dieser wurde mittels Schränklaschen seitlich in der Chassisunterseite verbaut. Schränklaschenbecher gibt es so nicht mehr. Es wurde ein Schraubbecher neu verbaut. Hier das kleine Problem - die Anschlusslötlaschen schauen dann weiter aus dem Chassis heraus. Dummerweise ist dort dann genau die Ferritantenne "im Weg". Diese mußte dann über etwas längere Abstandhalter neu montiert werden. Im Radiogehäuse ist glücklicherweise genügend Platz dafür. Zwischen den schwarzen Abstandhaltern sieht man das Schraubgewinde / Anschlußfahnen des Becherelkos.

Bis hierher also erstmal nichts besonderes. Nach der Röhrenprüfung und Austausch aller nötigen Teile war dann der erste, längere Probelauf angesagt. Zunächst schien bei mäßiger Lautstärke alles o.k. Aber irgendetwas ....störte mich. Bei Musik kaum zu hören, bei Sprache jedoch ein irgendwie zischelndes, verzerrtes Tonbild. Nicht permanent, vorzugsweise bei s, sch und z Lauten. Zunächst hatte ich die nicht mehr ganz taufrischen Endröhren EL95 in Verdacht und tauschte beide gegen NOS Röhren aus. Danach war es dann richtig schlimm verzerrt. Die schwachen Verstärkerröhren hatten offensichtlich ein ganz anders gelagertes Problem etwas kaschiert. Eine der beiden EL95 entfernt - gleiches Fehlerbild. Diese Röhre wieder gesteckt und die andere gezogen - das Radio blieb stumm. Eine Messung bestätigte dann, einer der beiden Ausgangsübertrager war hinüber. Das war ein echtes Problem. Denn hier sitzen die beiden Ausgangsübertrager als Block verbaut auf einem Zwischenübertrager welcher die beiden Ausgangsübertrager versorgt. Ein entsprechender Ersatz in neu - keine Chance. Neu wickeln - zu teuer. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Schlachtgerät und wurde erstaunlicherweise schnell fündig. Und hier war der komplette Block noch intakt.

Nach dem Austausch des kompletten Blocks hörte sich das ganze schon viel besser an. Die Verzerrungen waren weg. Aber irgendetwas störte immer noch. Immer wieder ein kurzes vibrieren. Es schien von der großen Frontbox zu kommen. Also, Box ausgebaut. Eigentlich der Klassiker, die alte Schaumstoffdämmung dämmte gar nichts mehr. Das führte zu einem Vibrieren des Lautsprechers. Der alte Schaumstoff zerbröselte bei Berührung klassisch einfach zu Staub.

Ebenso war in der Mitte des Lautsprechers noch ein Hauch von Resten einer ebenfalls irgendwann mal vorhandenen Schaumstoffstabilisierung zu erkennen. Sowohl die Rundumdämmung wie auch der Mittenbereich wurden neu ersetzt durch Kompriband. Das hat sich auch in der Vergangenheit schon bestens bewährt. Nachdem die Box wieder eingebaut war, war auch das Vibrieren weg. So langsam wird's....  Aber nachdem jetzt vorne Ruhe und Klarheit war, hörte man vom linken Seitenlautsprecher ein zeitweises "Scheppern". Was soll's, bauen wir halt die Seitenlautsprecher auch noch aus. Die Rundumdämmung besteht hier aus Kork ? ,harter Pappe ? - ich kann es nicht genau sagen. Aber da war nichts zu erneuern. Jedoch wie vorne gibt bzw. gab es auch hier eine Mittenstabilisierung. Ich bin kein Lautsprecherexperte, wenn die Bezeichnung falsch ist, möge man mir das verzeihen. In der linken Box komplett nicht mehr vorhanden, rechte Seite noch o.k. Aber eben genau so ausgehärtet und berührungsempfindlich wie links. Bei beiden Lautsprechern wurde dies entsprechend erneuert.


Nach dem Wiedereinbau war nun endlich klanglich alles perfekt. Die Arbeit hat sich mehr als gelohnt. Das hat sich später noch mehr als deutlich gezeigt. Denn es stand noch eine Nachrüstung mit einem Bluetoothadapter an.  Und da es sich hier um ein, über den Tonabnehmer, stereofähiges Radio handelt, sollte Bluetooth auch Stereo widergegeben werden. Die entsprechende Installation war kein Problem. 

Und ich muß sagen - dieses Radio klingt in Stereo grandios! Ich bedauere fast etwas dem Kunden das Radio wiedergeben zu müssen😉. Aber ich habe ja noch das Schlachtgerät. Mal sehen wie ich das AÜ Problem vielleicht lösen kann....


Bericht Ende.


Bericht 8: Siemens Super H64


Auch dieses Radio kam im Kundenauftrag zu mir. Komplette Überholung inkl. Nachrüstung auf den Bluetoothadapter. Eigentlich war kein Reparaturbericht geplant, alles während der Instandsetzung verlief absolut reibungslos, nichts wirklich spannendes. Bis zum Probelauf und dem damit verbundenen Röhrentausch.  Ich warne immer gerne vor einer potentiellen Brandgefahr bei nicht überholten Röhrenradios. Dies ist so ein Kandidat und daher auf jeden Fall eben doch einen Bericht wert.

Das völlig unspektakuläre, die ausgetauschten Teile. Und eigentlich auch nichts besonderes, ein verschmorter Widerstand. Eigentlich. Denn hier war die Ursache ungewöhnlich und im wahrsten Sinne des Wortes, versteckt. 

In der Regel sind verschmorte Widerstände nur ein Symtom, dessen Ursache woanders liegt. Fast immer ist dann ein durchgeschlagener Kondensator die Ursache. Diesmal war jedoch kein Kondensator Schuld. Im Zuge des Teiletausches, wurde natürlich auch der verschmorte Widerstand ersetzt. Es folgte der erste, längere Probelauf. Alles bestens, das Radio spielte gut. Und einfach um einem möglichen Unterschied festzustellen, starte ich immer mit den ursprünglich im Gerät befindlichen Röhren (nachdem alle auf dem Röhrenprüfgerät geprüft wurden). Erster Start also immer mit zwar teils verbrauchten, aber sonst intakten Röhren. Nachdem das Gerät gut spielte, tauschte ich dann die verbrauchten Röhren gegen NOS Röhren aus. Und danach war Stille. Als ich mich noch kurz wunderte, stieg bereits Rauch auf. Notaus! Der Rauchverursacher war schnell gefunden. Es war der ausgetauschte Widerstand. Im ersten Gedanken schob ich es auf die in Verbindung stehende, neue Röhre EF80. Da neuwertig, fließt auch ein höherer Anodenstrom. Kurzerhand wurde der Widerstand erneut getauscht, diesmal gegen einen mit 5 Watt. Überdimensioniert, aber lieber etwas mehr Belastbarkeit wie zu wenig. Dann erneuter Radiostart. Immer noch völlige Stille. Diesmal schaltete ich nach ca. 30 sekunden wieder ab. Irgendetwas hätte man inzwischen hören müssen. Eine Kontrolle des bereits zwei mal gewechselten Widerstandes ergab, er war noch intakt, aber sehr heiß. Ein 5 Watt Widerstand der an dieser Stelle nach 10 bis 15 Sekunden Stromfluß so heiß wird heißt - da fließt ein vielfaches an Strom der dort eigentlich fließen darf! Aber außer den neuen Röhren wurde nichts verändert. In Frage kam nur die EF80. Also die alte Röhre wieder reingemacht und - das Radio spielte wieder. Es gab zwei Unterschiede zwischen alter und neuer Röhre. Die Pins der alten waren dünner und ca. 1mm kürzer. Was jedoch keine Rolle spielen sollte. Erneut dann die neue Röhre getestet. Ein langsames hochfahren über einen Regel/Trenntrafo unter Beobachtung des Stroms ergab - nichts. Das Radio spielte jetzt auch mit der neuen Röhre. Ein leichtes bewegen der Röhre legte das Radio jedoch sofort wieder still. 

Es gibt Arbeiten auf die man gerne verzichten kann. Der Tausch einer Röhrenfassung gehört sicher dazu. Obwohl weder von oben noch von unten etwas ungewöhnliches an der Fassung der EF80 zu sehen war, konnte das Problem nur hier liegen. 

Also die Pinbelegung schriftlich und mit vielen Fotos dokumentiert, alles abgelötet, die Haltenieten der Fassung vorsichtig aufgebohrt und die alte Fassung entfernt. Die Fassung besteht aus drei Einzelplatten aus Pertinax. Das ganze wurde also zur Ursachenforschung komplett zerlegt. Dann war das Problem deutlich sichtbar.

Hier jetzt ganz klar zu erkennen, gab es Kontakt zwischen Pin 3 und 4. Also zwischen Kathode und Heizfaden. Die Kathode ist indirekt geheizt. Heißt, sie ist ein Röhrchen, in der ein isolierter Heizfaden steckt. Dieser Heizfaden, ohne direkte Verbindung zum Röhrchen, bringt das Röhrchen dann zum Glühen. Durch die Schmorverbindung in der Fassung, wurde allerdings eine direkte, elektrische Verbindung geschaffen. 

Laut Datenblatt hat die Kathode eine maximale Belastung von 15mA. Die Röhrenheizung jedoch maximal 300mA. Die Kathode erhält Gleichspannung, die Röhrenheizung Wechselspannung. Wenn sich also hier mittels Kurzschluss beides trifft, wird die Kathode maßlos überlastet. Es fließt ein bis zu 20fach höherer Strom (an dieser Kathode) durch die Röhre und trifft ein Stückchen weiter - auf den durch viel zu hohe Strombelastung verschmorten / zu heißen Widerstand. Damit ist die Ursache für dessen Ausfall glasklar.

Wenn schon die Röhrenfassung gewechselt werden muß, dann auch durch eine aus Keramik. Eine Schmorverbindung zwischen den einzelnen Pins/Anschlüssen ist so ausgeschlossen. Sehr viel Fummelarbeit, da manche Pins mehrfach belegt sind und zu allem Überfluß auch noch ein recht dickes Kabel genau vor der Röhrenfassung verlegt wurde. Auch das mußte erstmal abgelötet werden für freie Sicht und vernünftiges Arbeiten. Und selbstverständlich sind dann auch einige Zuleitungen einige mm zu kurz, um an die neue Röhrenfassung angelötet werden zu können. Diese mußten dann entsprechnd verlängert werden.

Nicht die schönste Arbeit, aber chick aussehen tut's ja. Und vor allen Dingen, jetzt funktioniert auch alles wieder fehlerfrei!

Tja, ob es nun wirklich zum Brand hätte kommen können sei dahingestellt. Mein Ehrgeiz ist groß, aber nicht so groß dies bis zum bitteren Ende austesten zu wollen. Ich denke aber, da wo Rauch aufsteigt, ist auch ein Potential für Feuer gegeben. Grundsätzlich kann ich meinen Appell nur immer wieder wiederholen:

 Kein Röhrenradio sollte unbeaufsichtigt spielen. Auch nicht kurz. Auch nicht wenn's überholt ist. Es fließen durchaus nennenswerte Ströme, es gibt eine technisch bedingte, recht große Wärmeentwicklung (darum nie die Rückwand "zubauen" um die Wärmeabfuhr nicht zu behindern. Ja, deswegen hat die Rückwand immer Löcher/Öffnungen). Letztendlich bleibt es ein 60, 70, 80 Jahre altes Radio mit immer noch vielen, alten Bauteilen. Und wenn eine Brandgefahr auch nur bei nullkommairgendwas Prozent liegt - sicher ist sicher!

Aber selbstverständlich lassen wir uns die Freude an diesen schönen Radios durch ein paar einfach zu beachtende Punkte nicht vermiesen. In diesem Sinne wünsche ich ein glühendes Vergnügen😉.

Bericht Ende!

Bericht 9: Loewe Opta Rheinland-Stereo Type 52 029

Im Kundenauftrag kam diese Radio zu Überholung. Es gab vom Besitzer recht präzise Angaben zum technischen Zustand: 

  • Das Radio spielt, jedoch wandern die Sender nach kurzer Zeit weg.
  • Stereobetrieb funktioniert nicht.
  • Der Empfang ist grundsätzlich unscharf.
  • Höhen- und Bassregler sind "weich und schwammig".

Alles traf zu. Zusätzlich wurde das Skalenseil mal neu aufgelegt. Dieses hatte sich wohl mit der Zeit etwas gelängt, so dass es rutschte. Die Ausgleichsfeder war ohne Spannung. Das einfache nachspannen des Sklalenseils reichte aus um den Fehler zu beheben. Der Skalenzeiger selbst mußte entsprechend nachjustiert werden.

Ansonsten war der Allgemeinzustand des Gerätes sehr gut. Die Endröhre ELL80 wurde vom Kunden bereits durch eine NOS Röhre ersetzt. Das Radio ließ sich in seiner Problemvielfalt dadurch jedoch nicht beeindrucken. Ein unüberholtes Radio mit neuen Röhren bestücken hilft meist nichts und kostet nur Geld. In diesem Fall kostet nur diese eine Röhre schon rund 60,-€.  Die Röhren sollten im Zuge einer vernünftigen Instandsetzung geprüft und nur bei Bedarf ersetzt werden. 

Zunächst die Standardarbeiten: Sichtprüfung, Stromversorgung prüfen, Röhrenprüfung, Reinigen, Austausch aller Problemkondensatoren inkl. aller Elkos.  In diesem Fall waren die Elkos nur bei Ansicht schon als Kernschrott zu erkennen. Fast alle waren bereits ausgelaufen.

Dann ein erster Probelauf. Bis hierher hatte ich den Stereodecoder noch unberührt gelassen. Das Radio spielte wieder klar, der Senderempfang ist reichhaltig. Zwei Fehler blieben bestehen - Stereobetrieb war nicht möglich und die Klangreglung funktionierte nicht richtig. Also war zunächst der Stereodecoder dran. Bisher war es bei allen Radios mit Stereodecoder so, dass die dort verbauten Klein(st)elkos taub waren. In diesem Fall waren sogar alle! bereits ausgelaufen. Einziger Vorteil: Eine Gefahr geht davon nicht aus. "Nur" massive klangliche Einbußen. Das ist der Grund warum ich konsequent alle Problemkondensatoren tausche und nicht nur die für die Betriebssicherheit relevanten. Wer möchte schon ein zwar betriebssicheres Radio haben, welches sich aber einfach schlecht anhört? Darum - ganz oder gar nicht.

Nach dem Auswechseln der Teile, spielte das Radio wieder in allerfeinstem Stereo.

 Es blieb noch das Problem der Klangreglung. Bei voll aufgedrehtem Bass und vollen Höhen (der Regler heißt hier "Discant") war der Klang sehr gut. Mit dem rausdrehen der Höhen, verschwand jedoch der rechte Kanal vollständig. Die Regler waren bereits mit Tesanol gereinigt und die Reglung als solche mittels Widerstandsmessung geprüft. Eigentlich ist eine solche Erscheinung ein klassisches Kondensatorproblem. Der unmittelbar zuständige Kondensator war aber bereits gewechselt. Die Fehlersuche erwies sich aber dennoch als einfach. Vom Regler gehen zwei Drähte einmal quer durchs Chassis zu einer kleinen Platine. Dort sitzt auch der angesprochene Kondensator. Einer der zwei Drähte war schlicht direkt an der Lötstelle gebrochen. So, dass man es per Draufsicht nicht sehen konnte. Erst ein Berühren zeigte die fehlende Verbindung.

Nach den unberührten Jahrzehnten haben die Bauteile / Drähte übrigens so etwas wie ein mechanisches Gedächtnis. Ein Draht bricht, eine Lötstelle löst sich, aber die Teile bewegen sich im Grunde nicht und sind oft nur 1mm von Ihrer Position entfernt. Das macht die Zuordnung meist sehr leicht. Und das ist auch ein Grund, warum ich immer bitte vor übereifriger Reinigung abzusehen. Mancher Draht ist dann irgendwo "hingeputzt" worden und mancher Fehler so überhaupt erst entstanden. Niemandem muss ein völlig verstaubtes Radio peinlich sein. Das muss so.....

Originalverdreckt erleichtert es dem Reparateur einfach manchmal die Arbeit.

Zu guter letzt bekam das Radio dann noch den Bluetoothadapter installiert. Und ich muss sagen, der hört sich bei jedem Monoradio schon großartig an, aber in Stereo ist das noch das besondere i Tüpfelchen. 

Bericht Ende......

......nein, stopp, doch noch nicht.

Nachdem der Kunde sein Radio wieder zu Hause hatte, bekam ich eine sehr nette email. Ich muß dazu sagen, das der Kontakt von Anfang an sehr nett war. Bedauerlicherweise wohnen wir ca. 700 km auseinander. So blieb ein persönliches kennenlernen leider aus. Aber der schönste Lohn ist tatsächlich, wenn jemand sich wirklich über das Ergebnis freut. Ich zitiere meinen Kunden: "Anbei ein Bild des Radios an seinem ursprünglichen Platz mit einem glücklichen Kunden". Aber oft sagt ein Bild ja mehr als tausend Worte. Natürlich mit Gehnehmigung meines Kunden veröffentlicht. Besten Dank dafür!

Jetzt aber.....

Bericht Ende !

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