Reparaturberichte

Hier werde ich nach und nach von mir instandgesetzte Geräte im Werdegang beschreiben. Eher solche, bei denen es zu Besonderheiten kam. Es soll gleichzeitig eine kleine Hilfestellung sein für Gleichgesinnte. Vielleicht ist ja der ein oder andere, brauchbare Tip dabei. Auch bei diesen Reparaturberichten versuche ich alles so zu vermitteln, das auch Laien sich "rantrauen".

Und da es zwangsläufig auch immer an die Elektrik geht:  Ohne elektrotechnische Kentnisse sollte man elektrische Reparaturen nicht vornehmen !

Strom kann tödlich sein !

  • Bericht 1: Saba Sabafon TK75a
  • Bericht 2: Neckermann UhrensuperWUR 8651
  • Bericht 3: Graetz 51-W / Grawor Berlin SW 68. Mit Videoverlinkung um beide Geräte in Action zu seheh und zu hören !

Bericht 1 : Reparaturbericht SABA Sabafon TK 75a

Im Kundenauftrag habe ich das Sabafon TK 75a elektrisch wie mechanisch komplett überholt. Laut Vorbesitzer des Kunden, soll das Gerät seit 1960 im Schrank gestanden und seither nie gespielt haben. Es exestiert ebenso noch der Original SABA Verpackungskarton!  Das sei hier nur erwähnt, weil es zum Abschluss des Berichtes noch wichtig werden soll. Vorweg sei gesagt, dass das Tonbandgerät sich in sehr gutem Zustand zeigte.

Koffer geschlossen
Koffer geschlossen
Ansicht von oben
Ansicht von oben


Die erste Herauforderung ist, das Chassis aus dem Koffer zu bekommen. Mit eher großen Händen und kräftigen Fingern kann man es mit etwas Mühe am oberen Rahmen gerade nach oben rausheben. Dieser ist mit vier gut zugänglichen Schrauben mit dem Koffer verbunden, welche entfernt werden müssen. Achtung: Von hinten gibt es zwei Fächer. In einem wird die Zuleitung durch den Koffer nach außen geführt. Hier ist darauf zu achten das dass Kabel sich frei nach innen ziehen läßt beim herausheben des Chassis. Außerdem muß der Stecker rechts der Tonköpfe gezogen werden. 

 

Der obligatorische Wechsel der Kondensatoren im Chassis inkl. Elkos. Alles augenscheinlich eng zusammengepfercht, aber irgendwie doch mit System. SABA halt.


Zu beachten sind zwei Kondensatoren, welche gut versteckt sind. Rechts unterhalb der Tonkopfplatte sitzt der eine, links hinter und versetzt unter dem Schalter für die Bremsen sitzt der zweite. Beide werden von einer Papierschlaufe gehalten und sind so noch schlechter zu erkennen. Nach lösen und anheben der Tonkopfplatte ist der rechte Kondensator recht gut zu erreichen. Auf der linken Seite muß das Reibrad entfernt werden um an den Kondensator gelangen zu können.


Weitere sechs Kondensatoren/Elkos befinden sich am Klangregelwerk. Dieses ist mit zwei Schrauben am Koffer befestigt und läßt sich leicht ausbauen. Um keine Kabel ablöten zu müssen, empfiehlt sich das Teil einfach auf das ausgeräumte Kofferteil zu legen.


Als nächstes war die Mechanik an der Reihe. Alle Laufräder sind noch in gutem Zustand. Das galt leider nicht für die Riemen. Nach dem Ausbau des Chassis gab es jede Menge "Brösel" welche im Kofferboden lagen und auch immer wieder aus dem Chassis fielen. Bei Berührung zerfielen diese regelrecht zu Staub. Diese Überreste entpuppten sich schließlich als die ursprünglich verbauten drei Riemen des Schwungrades.

Die übrigen vier Riemen waren zwar noch recht flexibel, jedoch alle gelängt und hatten zum Teil die Form des wohl jahrzehntelangen Stillstandes angenommen. Also, den kompletten Riemensatz wechseln. 

Beim Riemenwechsel ist eine Zwangsläufige Reihenfolge einzuhalten. Zunächst die oberen beiden Riemen der Laufrollen entfernen. Achtung: Unter den schwarzen Reibrädern sitzt jeweils eine Feder. Diese müssen ausgehakt werden um den/die Riemen wechseln zu können. Weiterhin dokumentieren welcher dieser Riemen oben bzw. unten läuft. Dies muß später wieder genau so angeordnet werden.

Die Riemen des Schwungrades können nur gewechselt werden, nachdem die oberen Riemen entfernt wurden. Um die Schwungradriemen überhaupt wechseln zu können, muß zunächst die Platte mit den Tonköpfen entfernt werden. Dazu die auf dem Foto gekennzeichneten Schrauben entfernen. Achtung: Die Platte kann und muß nicht komplett abgenommen werden. Diese hängt noch an einem Bowtenzug. Die mit Farblack gesicherten Schrauben müssen und sollten nicht gelöst werden! 

Nach entfernen der Schrauben kann die Platte etwas angehoben werden. Das Schwungrad wird so soweit zugänglich, das die neuen Riemen auf das Schwungrad gezogen werden können. Achtung: Darauf achten das die drei Riemen vom Schwungrad parallel zum Antriebsrad laufen und nicht verdreht sind.


Achtung: Oben erwähnter Bowtenzug liegt auf einer Halterung. Unbedingt beim Zusammenbau darauf achten das dieser dort wieder liegt. Ansonsten würde der Zug am Schwungrad schleifen !


Die Seilzüge der Bremsen werden elektrisch zurück gezogen. In diesem Fall zog der Schalter nicht genug. Die Bremsen lösten zwar, jedoch blieb die "Halt" Taste weiter beleuchtet. Grundsätzlich nur ein Schönheitsfehler. Aber störend, da so nicht o.k. Da alles sehr leichtgängig war und ich keinen offensichtlichen Fehler finden konnte, habe ich über die Stellschrauben etwas Spannung ( ca. 1mm je Seite) von den Seilzügen genommen. Danach war dann auch der Schönheitsfehler behoben. Die Stellschrauben wurden danach wieder mit Lack gesichert.

Drahtzugseil
Drahtzugseil
Gesicherte Stellschraube
Gesicherte Stellschraube


Da es sich bei allen Lagern um selbstschmierende Sinterlager handelt und diese auch noch sehr leichtgängig waren, habe ich auf eine Neuschmierung verzichtet. Wenn das doch mal sein muß, hier ein Auszug aus der Original Wartungsanleitung des TK 75a zur Schmierung:


Die Trafos, Gleichrichter, Widerstände und Röhren waren einwandfrei. Alle Originalröhren haben NOS Werte. Auch alle Tastenbirnchen funktionierten noch. Ganz offensichtlich hat das Gerät so gut wie nie (oder sogar niemals, dazu später mehr) gelaufen. Nach einem langsamen hochfahren des Gerätes über einen Regel/Trenntrafo (ca. 2 Stunden in 50 Volt Schritten) gab es keinerlei Auffälligkeiten. Die Schaltrelais sahen zu meiner Freude noch sehr gut aus und bedurften nur wenig Zuwendung. Zu guter letzt noch die Tonköpfe entmagnetisieren und dann der Probelauf. Nach Beendigung aller oben Beschriebenen Arbeiten, lief das Sabafon TK 75a wieder einwandrei.......

......so hätte es eigentlich enden sollen. Was noch fehlte war die Probe der Bandaufnahme. Und diese scheiterte kläglich. Nur verzerrtes Irgendetwas, welches auch nur mit erheblicher Lautstärke überhaupt zu hören war. Was ich wußte und nicht getauscht habe, waren 4 Elkos a 300uF / 35 Volt. Da der reine Abspielbetrieb völlig klar war, hatte ich die Hoffnung die Elkos hätten sich im langsamen Hochfahren erfolgreich neu formiert. Alle vier dicht gepackt übereinander - und nicht ohne weiteres Zerlegen des Gerätes zugänglich. Und dazwischen versteckt auch noch ein fettes WIMA Bonbon mit 0,05uF / 1000Volt. Also zunächst erst den 0,05uF gewechselt, ohne dass dies Besserung brachte. Dennoch, er gehörte auf jeden Fall getauscht. Und da jetzt einmal alles zerlegt und zugänglich war, dann auch direkt alle vier Elkos wechseln.

Und siehe da, der Fehler war leider immer noch unverändert da. Eine Überprüfung der Elkos im ausgebauten Zustand ergab aber das zumindest zwei sicher nicht unbegründet raus gehöhrten. 

Und das ich jetzt an dem Punkt bin, die Signalwege wirklich durchzumessen.  Bei dem verbauten Schätzchen eine eher undankbare Aufgabe. Viele Messungen später schloss ich mit dem Ergebnis ab - alles in Ordnung. 

Das sind die Momente wo man der Verzfeiflung nahe ist.....

Aber ich habe zwei Grundsätze. Aufgeben ist keine Option und einfache Sachen kann jeder. 

Elektrische Fehler schloss ich nun aus. Ursächliche, mechanische Fehler hatte ich bisher nicht festgestellt und ebenfalls ausgeschlossen. Und am Ende war es eine mechanische Einstellung, welche eine elektrische Fehlfunktion (misereable Aufnahme) verursachte. Da ich im Netz keine brauchbaren Unterlagen gefunden habe, erwies sich die Suche als schwer. Wenigstens einige hilfreiche Dinge gibt es bei radiomuseum.org. Glücklicherweise genau die, welche den richtigen Hinweis enthielten auch.

Das war genau das Problem. Die Andruckrolle drückte zu fest an die Tonwelle. Dadurch standen die Bandklappen im falschen Winkel und die Aufnahme verdiente Ihren Namen nicht als solche. Es gibt eine Stellschraube am Andruckhebel. Wie viele andere auch, war diese mit rotem Sicherungslack gesichert. Grundsätzlich vermeide ich es am liebsten solche Stellschrauben zu verändern. Eine ca. dreiviertel Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn veringerte den Druck und auch den Winkel der Bandklappen bereits genügend um eine absolut saubere, glasklare Aufnahme zu bekomen. Tatsächlich kann man die Bandaufnahme nicht vom Klangbild des Ausgangssignals (hier Radioaufnahme eines Grundig 4088) unterscheiden. Das hatte ich in dieser Qualität nicht erwartet.

Mein Fazit: Das TK 75a befand sich in der Ausgangsbasis einem optisch tadellosen Zustand. Nach der elektrischen Instandsetzung gab es zwei mechanische Fehler:                                                                               > das Nachstellen der Bremsseile                                                                 > das Nachstellen des Andruckhebels                                         Wohlgemerkt, beides war vom Werk noch original mit Farblack gesichert. 

Ich weiß nicht welch umfangreiche Abschlußprüfung es seinerzeit in den SABA Werken gab. Aber entweder haben die Jahrzehnte Einfluß auf das Material und Einstellungen gehabt, oder - das Gerät hat seit Herstellung noch nie gelaufen! Und die Fehler sind somit nie aufgefallen. Da auch alle Tonköpfe keinerlei Einlaufspuren zeigen, neige ich dazu letzteres anzunehmen.

Bericht Ende.

Bericht 2: Reparaturbericht Neckermann Uhrensuper WUR 8651

(oder auch, die etwas andere Ursache bei Brummstörung)

(oder auch, reingefallen bei der DIN/VDE Prüfung)


Im Kundenauftrag bekam ich dieses eher seltene Radio. Gebaut für Neckermann von der Fa. AWB (Apparate-Werk Bayern) welche nur von 1951 bis 1956 exestierte und dann von Grundig übernommen wurde.

Das Radio befindet sich optisch in einwandfreiem Zustand. Technisch spielte das Radio nur sehr leise, nach Angaben des Besitzers. Nach einer ersten Ansicht entschied ich das Radio so nicht einzuschalten. Ca. 20 ERO  Teerkondensatoren, allesamt schon aufgequollen bzw. ausgelaufen. Leider hatte der Vorbesitzer bereits schon einmal 4 Kondensatoren ersetzt. Grundsätzlich wäre das kein Problem, hier jedoch gibt es leider keinen Schaltplan von dem Gerät. Nicht mal bei radiomuseum.org und das soll schon was heißen. Mindestens drei davon wurden leider mit völlig falschen Werten ersetzt und zu allem Überfluss z.T. wieder gegen alte Kondensatoren, welche nur optisch gut waren. Einer davon direkt am Gleichrichter. Der ursprüngliche dort muß im wahrsten Sinne explodiert sein, das Umfeld zeigte entsprechende Teersprenkler. 

Die Recherche nach den richtigen Werten war entsprechend mühselig, letzendlich aber erfolgreich. Einzig ein noch nicht getauschter Kondensator direkt an der EL41 welcher ebenfalls schon sein ganzes Umfeld in Teer getaucht hat, war nicht mehr wertmäßig zu entziffern und mußte aufgrund Schaltpläne ähnlich aufgebauter Radios ersetzt werden. Ich entschied mich für 5000pF / 1000V(sicher ist sicher).

Weiterhin auffällig waren einige angestückelte / verlängerte Kondensatoranschlüsse. Kaum zu glauben das dass schon so ab Werk war. Hat da jemand vor Jahrzehnten vielleich schon mal ausgewechselt ?

Nachdem alles gesäubert war und alle Problemkondensatoren  inkl. Elkos ausgetauscht waren, wurde Stromzufuhr und Lautsprecher provisorisch an einen Regel / Trenntrafo angeschlossen und langsam hochgefahren für den ersten Probelauf. Das ernüchternde Ergebnis - es wurden zwar erstaunlich viele Sender empfangen (das Radio hat nur einen kleinen eingebauten Dipol ohne die klassische Zuführung des Antennenkabels von hinten in das Chassis). Diese wurden aber nur mit recht geringer Lautstärke und einem deutlichen Brummen wiedergegeben. Gleichrichter und Lade/Siebelko waren gut/neu. Das Brummen trat erst auf nach Aufheizen der Röhren und lies sich mit der Lautstärkereglung beeinflussen. Alle Röhren waren bereits geprüft bzw. erneuert, die Widerstände gemessen und alle noch in Ordnung. Auffällig und ungewöhnlich war, das der Brumm zunahm wenn man in die Nähe des TA Eingangs kam bzw. nur in die Nähe der "heißen" Leitung reichte schon. Wohlgemerkt bei spielendem UKW Betrieb.  Eine gründliche Prüfung der zugänglichen Bauteile und Lötstellen, vorzugsweise im Bereich EABC80 und Tastensatz,  ergab - alles in Ordnung. Die Brummstörung kam eindeutig aus dem Tastensatz im Bereich TA Taste. Ich hatte da einen Verdacht, welcher sich dann bestätigte. Nach ausbauen des Tastensatzes war es offensichtlich. Vom TA Schieber war eine Kontaktzunge abgebrochen. Diese hing sauber in den Kontakten. Und zwar so, das immer das (halbe) Signal "TA Taste gedrückt" geschaltet war. So erklärte sich auch die "erfolgreiche" Brummprobe bei UKW Betrieb. Auch die Kontaktzungen am UKW Schieber waren zum Teil schon lose. Da die winzigen Metalllaschen, welche die Kontakte auf dem Schieber halten, so nicht zu reparieren sind, habe ich diese dann verklebt. Eine, schon leicht übertriebene, Belastungsprobe vor dem Wiedereinbau zeigte das keine Probleme zu erwarten sind.


Nachdem alles wieder montiert war, spielt das Radio jetzt wieder sehr gut. Ohne den geringsten Brumm und mit ordentlicher Lautstärke.

Hier alle gewechselten Teile. Die unterste Reihe zeigt die vorher schon mit falschen Werten verbauten Kondensatoren (z.B. der dritte von links. Kopplelkondensator - soll 0,01uF, falsch verbaut war 0,047uF). Ebenso wurde das Netzkabel erneuert, das alte war bereits geflickt. Zwar recht gut, aber so etwas lasse ich nicht drin.


Fehlte nur noch die abschließende DIN/VDE Prüfung. 

Wie sagte vor vielen Jahren während der Meisterschule mal ein Dozent :      " Und denken Sie immer daran, die dümmsten Fehler und die schwersten Unfälle passieren oft den alten, erfahren Hasen ".  Zum Glück hatte er bei mir nur mit der Dummheit recht......

Ich startete wie immer die Isolationswiderstandsmessung. Das Messgerät zeigt an <0,01 Mohm (Grenzwert ist 2Mohm). Verwirrung. Das Radio spielt einwandfrei und der Tester sagt eigentlich " satter Kurzschluss". Da hätte es ja schon dämmern müssen.... Aber nein. Messgerät an anderer Stelle getestet, es arbeitet einwandfrei. Erneute Prüfung am WUR 8651 - wieder das gleiche Messergebnis. Meine Gedanken : Das gibt's doch nicht. Das ist technisch nicht möglich. Wenn das Messergebnis stimmt, dürfte das Radio dank Kurzschluss nicht spielen. Immer noch Verwirrung..... Alle Teile, Leitungen nochmal per Sichtprüfung kontrolliert. Nein, sieht alles gut aus. Jetzt waren wir allerdings auch schon ca. drei Stunden weiter. Erstmal ein Kaffee.... Und das hilft. Einfach mal weg von dem Problem und später erneut ran. Meist verliert man in dieser Zeit die Scheuklappen mit denen man das Problem versucht hat zu lösen. Das wußte man auch schon 1964. Hier ein Auszug aus folgendem Buch:


Endlich fiel der Groschen. Also wieder ran ans Radio und den Trafo kontrolliert. Da hatten wir's. In diesem Radio ist ein Spartrafo verbaut !! Da ist dann wohl ein Isolationstest zum Scheitern verurteilt. Zu meiner Ehrenrettung:

  • Es gibt keinen Schaltplan. Dort wäre mir der Spartrafo wohl sofort aufgefallen.
  • Hinweis auf der Rückwand " Nur für Wechselstrom".
  • Ausschließlich E- Röhren verbaut

Wie ich immer sage, manchmal ist der Teufel ein Eichhörnchen.

Der Kunde hat einen eindringlichen Hinweis erhalten zum weiteren Gebrauch des Radios. Es nicht mehr zu betreiben, wäre eigentlich zu schade.

In diesem Fall hat das Radio naturgemäß die DIN/VDE 0701/0702 nicht bestanden. Alles weitere bleibt dem Kunden überlassen. Für alle Fälle und zur zur zusätzlichen Sicherheit habe ich über die zugänglichen, rückseitigen Anschlüsse noch eine durchsichtige Kunststoffabdeckung an/hinter der Rückwand angebracht. Diese Anschlüsse sind so nicht mehr berührbar.

Zus&auml;tzliche Kunststoffabdeckung
Zusätzliche Kunststoffabdeckung



Das fertige Radio.


Bericht Ende !

Bericht 3: Graetz 51-W ( Teil eins )


Eine unspektakuläre Instandsetzung. Aber mit einigen Besonderheiten, welche man wohl eher nur bei Vorkriegsradios findet. Dieses stammt aus dem Jahr 1939. In bemerkenswert guten Erhaltungszustand. Und da es Baujahrbedingt natürlich keinen FM Bereich hat, wurde der, auf einer meiner anderen Seiten vorgestellte, Bluetoothadapter eingebaut.

Beim obligatorischen Austausch der Probelemkondensatoren, findet man einige sehr interessante Stücke. Elkos mit D.R.P. Aufdruck und Kapazitäten noch in cm Angaben. Der D.R.P. Aufdruck ist auch auf der EBF11 von Telefunken zu finden. Leider war gerade diese verbraucht. Behalten werde ich sie trotzdem. Auch der Aufdruck "Induktionsfrei" ist auf fast allen Kondensatoren zu finden. Das alles ist bei keinem mir bekannten 50er Jahre Radio mehr zu finden.


Das Netzkabel zerlegte sich bereits in seine Einzelteile und wurde gegen ein neues, stoffummanteltes ersetzt. Die EBF11 war verbraucht und wurde ersetzt. Beide Skalenbirnchen waren pechschwarz und defekt. Die Sockel der EL11 und der AZ11 waren lose und wurden neu verklebt. Hier ist für mich Holzleim die erste Wahl. Die EFM11 (magisches Auge) scheint noch die Originalröhre zu sein, dennoch mit akzeptabler Leuchtkraft. Zu vermuten ist, das dass Radio meist in Sparschaltung lief, wobei sich auch der Leuchtschirm des magischen Auges abschaltet. 

Der Empfang war auf allen Bändern sehr gut (nur mit entsprechender Antenne) und sogar tagsüber waren einige Sender auf MW zu empfangen. Dennoch wohl mehr etwas für Liebhaber. Interessant ist es aber allemal. Die ganze Welt liegt auf KW nur wenige mm nebeneinander. 

Daher ist besonders ein solches Radio prädestiniert für Bluetooht. Der Einbau ist problemlos möglich, hier mit der Variante mittels Hall Sensor. Dieser wurde wie auf dem Foto gezeigt installiert. Auf dem Chassis ist genügend Platz um den Adapter mit einem Winkel zu montieren. 


Perfekt - auch bei aktiver Sparschaltung ist das Hören per Bluetooth in sehr guter Qualität gewährleistet. Die EFM11 wird es danken.

Teil zwei: Grawor Berlin SW 68

Da von mir im Vorfeld schon als Kombination gedacht, schließe ich hier direkt den Reparaturbericht der Plattenspieler Schatulle von Grawor , Typ Berlin SW 68 an. Beide Geräte sind aus meinem Besitz und geplant war immer, diese instandgesetzt an einen Ehrenplatz in der Wohnung zu integrieren. Und ab und zu natürlich auch zu nutzen. Wenn da nicht ein wirklich guter Freund mit gleicher Leidenschaft mich zwei Jahre bearbeitet hätte, diese Kombi doch Ihm zu verkaufen. Was soll ich sagen, den Ehrenplatz bekommen sie nun woanders. Aber in besten Händen und vielleicht darf ich ja bei Kumpel Hermann auch mal eine Platte auflegen wenn ich Ihn besuche ;-)

Der Plattenspieler samt Schatulle war zwar völlig verdreckt, aber die Substanz noch sehr gut erhalten. Einziges Manko - es war ein völlig unpassender Tonarm montiert, welcher in alle Richtungen wackelte und einfach nicht geeignet war für den Spieler. Ein paar abgerissene Kabel, manche nur notdürftig zusammengedrehte Adern und mit Isolierband umwickelt, alles in allem aber nichts wildes.

Die Infos zu diesem Plattenspieler sind auch im Netz mehr als bescheiden. Aber er scheint ursprünglich tatsächlich schon ein Kristallsystem gehabt zu haben. Das wurde erstmals 1937 von Telefunken auf den Markt gebracht, immer noch jedoch mit Stahlnadeln.  Da es fast hoffnungslos ist ein entsprechendes, funktionierendes Kristallsystem zu bekommen, habe ich auf ein Magnetsystem aus den 30er Jahren umgerüstet. Einzig der an der Schatulle befindliche Lautstärkeregler spricht damit recht spät an. Nach 85 Jahren muss man halt schon mal Kompromisse schließen. Grundsätzlich ist der Klang jedoch erstaunlich gut, klar, kräftig. Über einen zusätzlichen Fliehkraftregler (wie von Grammophonen bekannt) läßt sich die Tourenzahl leicht anpassen. Der Plattenspieler kann natürlich nur Schellackplatten mit 78 Upm abspielen.

Es gab ziemlich sicher eine, vermutlich über den Tonarm, geregelte Ein/Auschaltmechanik. Es war mir nicht möglich herauszufinden, wie es im Original tatsächlich war. Da der Schalter (ein einfacher Kippschalter) jedoch unter dem Plattenteller sitzt und über eine Hebelmechanik geschaltet wird, mußte ich hier kreativ werden. Auf dem nächsten Foto ein selbstgebauter Mitnehmer zur Schaltung des Schalters. Das automatische Abschalten zum Plattenende funktioniert damit einwandfrei, ebenso das Einschalten durch leichte Bewegung des Tonarms nach rechts von der Ruhestellung aus.

Am Ende funktioniert alles wieder einwandfrei. Und wie erwartet konnte ich mit Zeit, Geduld und den geeigneten Reinigungsmitteln dem guten Stück wieder ein sehr schönes Auftreten verpassen. Nicht zu vergessen - 85 Jahre alt !


Unter folgendem link ein kleines Video in dem beide Geräte in Aktion zu sehen sind.

Vorstellung auf YouTube


Man findet auch immer wieder Dinge in den diversen Apparaten. So auch hier. Ein alter Fahrschein vom 02.06.1947, ein Tütchen Ersatznadeln und einen Sammelbilderscheck eines Zigaretten Bilderdienstes. Dieser Bilderscheck stammt, bei genauem Hinsehen, eindeutig aus der unrühmlich deutschen Zeit. Ich präsentiere Ihn trotzdem. Ob wir wollen oder nicht, es ist ein Teil der deutschen Geschichte.


Bericht Ende !




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