Gerätevorestellung: Kuba, Nordmende Romanze Fidelo 57

Erst vor 2 Monaten hatte ich eine wunderschöne Musiktruhe von Kuba. Hier jetzt aus dem ca. gleichen Baujahr so etwas wie der große Bruder.

Die erste Wohnung meiner Eltern, in der ich als Baby aufwuchs, war eine 35 qm Wohnung, komplett mit Dachschrägen. Hätte man diese Monstertruhe dort hineingestellt, wäre ein Zimmer schon mal halbvoll gewesen. Und das weiß ich sicher, denn mit 18 war diese Wohnung auch meine erste, eigene Wohnung.

Mit 147 x 90 x 48 cm und 55 kg an Gewicht ist das schon ein echtes Tonmöbel, Musiktruhe trifft es hier nicht mehr ganz. Aber wer 1957 dafür 1198,-DM ausgeben konnte, hatte sicher auch ein stattliches Anwesen mit dem nötigen Platz.

Dieses auch heute noch beeindruckende Stück, sollte für den alten Seniorchef einer Hagener Firma komplett instandgesetzt werden. Das ganze Programm:

Instandsetzung Radio

Instandsetzung Plattenspieler

Bluetoothadapter Nachrüstung

Und ein NOS  magisches Auge EM34

Der Seniorchef muß wohl ein netter und beliebter Mann sein!

Die Truhe (nennen wir sie halt so) verfügt über ein Radio Nordmende Fidelo 57, einen Plattenspieler Telefunken TW560, 4 kräftige Lautsprecher und einer netten Menge an Stauraum. Truhen bauen hatte Kuba drauf. Es gibt da einfach nichts unschönes. Worauf ich allerdings wieder stieß, waren die genagelten Kabelhalter (wie schon in meinem anderen Bericht der Kuba Truhe Puszta beschrieben). Scheinbar also üblich bei Kubatruhen dieser Zeit und immer wieder faszinierend bezüglich der Zielsicherheit. 


Um den Staub der Jahrzehnte zu entfernen und auch um einen Blick auf die Lautsprecher samt Verkabelung zu werfen, werden alle Teilrückwände abmontiert. Und hier stieß ich,mal wieder, auf etwas kurioses. Von hinten gesehen auf der rechten Seite sah man, nach abnehmen der Rückwand, einen auf eine Holzplatte montierten Lautsprecher. Und besagte Holzplatte verfügt über, wohl von Kinderhand gefertigte, Zeichnungen und Worte. Kurios deswegen, weil die Zeichnungen unter dem Lautsprecher verschwinden. Die rote Schraublacksicherung ist jedoch unberührt, ebenso war die Rückwand selbst wohl noch nie ab. Dann sitze ich da und frage mich, wie ist das entstanden? Durften im Kubawerk die Eltern Ihre Kinder mitbringen und hat dann eins davon in einem unbeobachteten Moment eines der Bretter aus dem Stapel "verziert"? Oder war es schon der Brettlieferant bei dem gekünstlert wurde und niemand hat es bemerkt? Und wie auch immer, hat man später beim Einbau gedacht "Sieht eh keiner" Rückwand vor und fertig? Wir werden es leider nie erfahren. 

Äußerlich hatten die Jahrzehnte das üblich speckige, schmutzige Bild hinterlassen. Technisch waren die Geräte sehr dankbar und Ihnen war anzusehen, dass sie nie feucht gelagert wurden. Es folgte eine völlig unspecktakuläre Instandsetzung des Radios. Natürlich auch hier viel Schmutz, die üblichen zu tauschenden Problemkondensatoren und einige verbrauchte Röhren. Allerdings hingen beide Drehkos bombenfest und die Potis für Tiefen und Höhen kratzten ziemlich stark. Ebenso reichlich Oxidaton im Klangregister. Also, im Grunde nur die Standardarbeiten.  Nach der Fleißarbeit lief das Radio wieder mit sehr gutem Empfang. 

Etwas spannender wurde es beim Plattenspieler. Hier ein  Telefunken TW560. Ich entschied mich das Gerät mitsamt der Einbauplatte auszubauen. So läßt es sich schön unterbauen für die Arbeiten und den Probelauf. Aber...unübersehbar wurde der Spieler schon einmal ausgebaut. Und sehr gewöhnungsbedürftigt wieder angeschlossen. Die Zuleitung wurde einfach durchgeschnitten. Da so die Kabel später natürlich zu kurz waren um sie wieder zu verbinden, wurde ein Kabelstück angeflickt. Die abisolierten Enden wurden einfach nur zusammengedreht. Nicht verlötet, nicht isoliert. Das andere Ende der Verlängerung wurde wenigstens mit einer Lüsterklemme verbunden. Warum man hier nicht an beiden Enden eine verwendet hat...noch so etwas das wir nie erfahren werden. Die Leitung wurde natürlich komplett erneuert.

Ein erster Blick unter das Plattenspielerchassis erstaunte mich. Man ist gefasst auf altes Fett, schmierig/verharzte Stellen o.ä. Aber hier sah es fast klinisch rein aus. Ob  Telefunken bei der Schmierung zu Geiz neigte oder ob bei der ersten Reparatur nur sehr gut entfettet und gar nicht neu geschmiert wurde - wieder ein unlösbares Mysterium des letzten Jahrtausend.

Ob nun versteckte, verharzte, alte Restschmierstoffe oder einfach komplett fehlende Schmierung - die Mechanik hing bombenfest. Dies galt zumindest für die Start/Wechselautomatik. Hier gibt es ein kaum durchschaubares Gebilde aus Hebeln, Federn, Mitnehmern, Zahnrädern, usw., welche in einem sehr ausgeklügeltem Zusammenspiel den Start, den Plattenwechsel und den Stop im Automatikbetrieb möglich machen. Das haben eigentlich alle Plattenwechsler gemeinsam, aber Telefunken hat diesbezüglich hat den TW560 ziemlich eng und kompakt gebaut. Was auch ungewöhnlich in dem Zusammenhang ist, ist die Plattenwechselachse. Diese ist hier nämlich fest verbaut und nicht rausnehmbar. Wer also diesen Spieler mal auf dem Tisch hat, gar nicht erst versuchen.

Augrund des mechanischen Aufbaus und der Tatsache der augenscheinlich nicht vorhandenen Altschmierstoffe, entschied ich hier nur wenn's am Ende gar nicht geht das Ding zu zerlegen. Plan A war eine gründliche Spülung mit Kontakt61 mit anschließender Bewegung der Mechanik von Hand = einfach den Plattenteller manuell drehen. So bekommt man auch ein gutes Gefühl dafür wo die schwergängigste Stelle(n) ist und kann gezielter suchen. Und tatsächlich war die Prozedur erfolgreich! Es dauerte naturgemäß etwas, aber irgendwann lief es wieder butterweich. Im Anschluss wurde dann aber trotzdem noch neu geölt, bzw. gefettet.

Der Plattenteller an sich und ebenso die Antriebsachse des Motors waren übrigens von Anfang an absolut leichtgänig. Ich habe, denke ich, noch keinen Plattenspieler gehabt, bei dem der Teller so lange nachdreht. Auch das Reibrad sah aus wie neu. Vieleicht wurde in diesem Bereich ja seinerzeit mal repariert/erneuert.

Immer sehr von Vorteil zur Reinigung und zum Nadelwechsel - auch bei dem TW560 kann der Tonkopf sehr einfach komplett vom Tonarm entfernt werden. Nur eine Halteklammer hält diesen fest.

Was gewöhnungsbedürftig ist, ist das sehr schnelle, ruppige Verhalten des Tonarms. Jetzt, nachdem die Mechanik wieder einwandfrei funktionierte, ist der Tonarm recht fix unterwegs. Auch fällt er fast ungebremst auf die Platte. Bei 78 UpM wirkt das ganze schon recht nervös.

Aber, wollen wir nicht meckern, klingen tut er gut.

Hier ein kleines Video des Plattenspielers im Einsatz, noch auf dem Werktisch im Probelauf. Angeschlossen an das Fidelo57, ebenfalls aus der Kuba Romanze Truhe. Ergibt direkt mal einen kleinen Einblick in die provisorisch angeschlossene Geräte während des Probelaufes. Ich mache das so. Dies ist keine Empfehlung zur Nachahmung. Leider mußte ich das Video teilen, da YouTube wegen Urheberrecht sonst meckert....

TW560 im Probelauf
Tw560 Teil 2

Wie schon in anderen meiner Berichte beschrieben, muß für die Dopppelbelegung Plattenspieler/Bluetooth an den TA Eingang eine zusätzliche Schalterlösung her. Es darf nur einer der beiden Zuspieler aktiv geschaltet sein, sonst funktionieren beide nicht. In einer kleinen Abwandlung und als Weiterentwicklung  zu den bisherigen Umsetzungen, habe ich hier Schalter genommen, welche je beide Zuleitungen trennen. Dazu habe ich ein vieradriges, geschirmtes Kabel verwendet, welches dann mit je zwei Adern zu dem jeweiligen Schalter geht. Die Schalter selbst habe ich ins Plattenspielerfach gelegt.


Dieses Kabel geht dann zum TA-Eingang. Am anderen Schalterende geht dann jeweils ein geschirmtes, zweiadriges Kabel zu den Zuspielern. Die Schirmung wird, wie gehabt, einseitig auf Masse gelegt.  So ist einfach jede potentiell mögliche Störung des anderen Zuspielers ausgeschlossen. Der Plattenspieler war über einen Stecker mit dem Radio verbunden. Der mittlere Kontakt ist ein separater Massekontakt. Dieser muß erhalten bleiben, da es ohne diese Masseverbindung zu brummen kommt. Aufgrund der Neuverkabelung mußte ich hier eine neue Einzeladerleitung legen als Masseverbindung. Dieser Draht wurde einzeln direkt vom Plattenspieler zum Radio gelegt und mit im Stecker angeschlossen.


Zu guter letzt mußte dann noch die Netzleitung samt Netzstecker erneuert werden. Diese wurde irgendwann mal verlängert. Und wie schon bei der Zuleitung zum Plattenspieler - die Adern nur zusammengedreht, nichts verlötet und dann einfach Isolierband drum gewickelt. Erstaunlich - die Truhe hat wohl regelmäßige Prüfungen nach DIN/VDE 0701/0702 erhalten. Ein Prüfschild hing noch am Kabel, unmittelbar an der Flickstelle. Natürlich kann auch so die Prüfung auf Isolationwiderstand und Berührungsstrom bestanden werden. Aber mit einem solchen Flickwerk besteht nichts die Sichtprüfung und sollte somit auch die Sicherheitsprüfung nicht bestehen. Auch nicht wenn das Isolierband ja schließlich schon 50 Jahre gehalten hat....

 Fazit:

Dieses Tonmöbel ist schwer, unhandlich, beim ein- und ausbauen der Geräte muß man sich schon ziemlich verbiegen und es gibt sehr viel Holzfläche zum aufarbeiten,

aber:

Wenn alles technisch wie optisch fertig ist: 

Das Teil ist ein Träumchen! Optisch zum verlieben und klanglich gewaltig! Auch bei hoher Lautstärke klingt alles sehr sauber, ausgewogen und nie nervig. Was ich Anfangs schon erwähnte, Truhen bauen hatte Kuba einfach drauf.


Bericht Ende.






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