Die Gefahren
90% der Probleme liegen defekte Kondensatoren zugrunde. Und davon gibt es in jedem Röhrenradio jede Menge. Da sind die "bösen" die unter voller Netztspannung stehen. Und die, welche nur ein wenig "Radiomobbing" betreiben. An sich nicht wirklich gefährlich, aber dennoch für viele Störungen bis hin zu (Teil)ausfällen verantwortlich. Aber was machen die Kondis denn nun falsch? Radio läuft doch noch. Genau. Noch. Ein Kondensator läßt normalerweise keinen Gleichstrom durch. Durch den altersbedingt, schlechten Isolationswiderstand im Kondensator, ist dies dann aber mehr oder weniger der Fall. Das führt dazu, dass mehr Strom durch den Kondensator fließt - der sogenannte Leckstrom. Anschließende Widerstände oder Röhren erhalten so mehr Strom als für sie gut ist. Die Folge: Widerstände schmoren durch, Röhren verlagern den Arbeitspunkt (z.B. die Endröhre verzerrt den Ton) und verschleißen extrem schnell. Der Gleichrichter wird heiß, bis auch er hin ist. Schlimmstenfalls wird der Netztrafo überlastet und raucht ab. Es wäre nicht das erste Radio, welches dann Feuer fängt.
Das folgende Foto zeigt einen Netztrafo mit zwei Papier/Teerkondensatoren, an welchen der Teer schon an den Seiten rausquillt.
Kondensator eins ist parallel zum Netzteil geschaltet und kann im Zweifelsfall zum Brand führen! Kondensator zwei ist zwischen Netzteil und Chassis geschaltet. Dieser kann im Zweifelsfall das Chassis unter Netztspannung setzen, inkl. aller von außen zugänglicher Anschlüsse wie Lautsprecherausgang, TA Eingang, u.a. Ein oder zwei genau solcher Kondensatoren sind in vielen Röhrenradios genau so verbaut. Und alle sind immer gesichert defekt und gehören unbedingt ausgetauscht.
Defekte Kondensatoren können also ein ganzes Radio zerstören und schlimmer, lebensgefährliche Folgen haben! Und sollte es dann auch noch zufällig unbeaufsichtigt spielen....denken wir lieber nicht daran was passieren könnte. Gemeine, kleine Bauteile.
Zur Ehrenrettung der damaligen Erbauer der Radios - niemand wird wohl damals den Anspruch gehabt oder auch nur vermutet haben, das die Radios nach 70 Jahren immer noch in Betrieb sind.
Da es hier um Gefahren geht, hier noch ein weiterer, wichtiger Hinweis !
Sollten Sie Besitzer eines Allstromempfängers sein - betreiben Sie das Radio auf keinen Fall ohne vorherige Instandsetzung !!
Hier besteht Lebensgefahr !!
Allstromgeräte können sowohl mit Wechselstrom, wie auch mit Gleichstrom betrieben werden. Es liegt in der Natur des Gleichstromes, das es hier also keinen Netztrafo gibt. Und damit keine galvanische Trennung vom Stromnetzt. Natürlich auch nicht beim heute auschließlich vorhandenen Wechselstrom. Sollten Sie die Rückwand abnehmen (vorher Netzstecker ziehen !!) und sehen nur einen Trafo - Achtung - dann ist das höchstwahrscheinlich nur der Ausgangsübertrager. Nicht der Netztrafo. Sie erkennen meist schon an der Typenbezeichnung auf der Rückwand um was für ein Gerät es sich handelt. Eine Bezeichnung die ein ..... GW beinhaltet, verrät dann schon: Für Gleichstrom und Wechselstrom. Wenn Sie nicht sicher sind und es überprüfen wollen, schreiben Sie mich gerne an oder sehen Sie hier nach.
Allstromgeräte sind auch gut an der Röhrenbezeichnung zu erkennen. U Röhren - z.B.UM34, UL84, UABC80, u.s.w. - deuten ziemlich sicher auf ein Allstromgerät hin. Meist sind die enthaltenen Röhren auf der Rückwand aufgeführt. Ebenso ist ein Aufdruck auf den Röhren welche den Röhrentyp angibt. Manchmal ist es auch ganz banal daran zu erkennen durch den Hinweis auf der Rückwand "Gleichstrom" oder " Gleichspannung" oder einfach durch ein Zeichen wie "=" oder "-".
Ersparen Sie Ihrer potentiellen Witwe lieber jegliches Experiment.
Was kann passieren ?
Die Chance das Sie den Netzstecker "richtig rum" in die Steckdose stecken, steht exakt bei 50/50. In dem Fall - keine Gefahr. Einmal gedreht und das Radiochassis steht unter voller Netzspannung !! Und damit potentiell auch jedes berührbare Metallteil, wie z.B. TA Eingang, Antennenbuchsen, oder auch Ausgang für den externen Lautsprecher u.a.
Grundsätzlich gilt jedoch für alle Radios - sie sind kein Experimentierkasten. Dort herrschen Spannungen > 300 Volt! Wer keine elektrotechnischen Kentnisse hat, hat an stromführenden Teilen nichts zu suchen.
Es besteht Lebensgefahr !!
Man kann sich aber leider nicht blind darauf verlassen, das alle anderen Radios mit Hinweis " Nur für Wechselstrom" und ausgestattet mit E- Röhren (z.B. El 84, Eabc80, Ecc85, u.s.w.) immer berührungssicher sind. Für manche gilt das gleiche wie für die oben erwähnten Allstromradios. Obwohl ein Netztrafo und ein Ausgangsübertrager verbaut sind. Das Problem - der Netztrafo ist dann nur ein Spartrafo = keine galvanische Trennung. Siehe hierzu auch meinen Reparaturbericht zum Neckermann Uhrensuper WUR 8651. Da bin selbst ich zunächst reingefallen..... Auch hier gilt dann die 50/50 Chance mit "Stecker richtig rum einstecken" wie bei den Allstromradios.
Achtung bei alten Netzkabeln
Bei alten textilummantelten Netzkabeln, kann die Stoffummantelung zum Teil massive Isolationbrüche unter der Stoffhülle verbergen. Die folgenden Fotos zeigen die eigentliche Kabelisolierung nach entfernen der Textilummantelung.
Aufmerksames abfühlen des Kabels kann schon Hinweise auf den Zustand unter der Textilumhüllung geben. Vorhandene Brüche sind oft fühlbar. Ein biegen des Kabels kann zu hörbarem und fühlbarem Knacken = brechen der Isolation führen. Natürlich muss das Netzkabel dann erneuert werden. Grundsätzlich sollten die Anschlussleitungen noch gut flexiebel sein und nicht starr.
Auch im inneren des Radios können solche Kabel liegen. Unten einige Fotos aus einem Graetz 163W. Das Kabel geht von der Sicherung zum Ein/Ausschalter. Hier gab es schon komplett offene Stellen. Das Radio kam zu mir, da es nur noch rauschte.....
Darum lieber zuerst in fachmännische Hände, mit abschließender Sicherheitsprüfung!