Der etwas andere Kondensator (und seine Verwandten)

Wer vielleicht selbst gerne an Röhrenradios bastelt und noch nicht so ganz tief in der Materie steckt, wird eventuell mal auf einen Kondensator mit drei oder vier  Anschlüssen stoßen. Jeder der schon mal ein Nordmende Radio aus der Opernserie (Othello, Carmen, Rigoletto, etc.) hatte, kennt das Teil. Es scheint von ca. Mitte bis Ende der 50er Jahre eingesetzt worden zu sein, ab ca. 1960 dann nicht mehr. 

Die Beschriftung zeigt nur einen Kapazitätswert und zusätzlich einen Widerstandswert vom 10Mohm, hat aber nur drei Anschlüsse. Jetzt geht's hier gar nicht mal vorrangig um die Frage, was macht dieses Gebilde technisch im Radio. Vielmehr höre und lese ich öfter die Fragen: Welcher der aus dem Kondensator kommenden  Anschlüsse ist denn was ? Welche Anschlüsse gehören zum Kondensator ? Welche zum Widerstand ? Was ist wo angeschlossen ? 

Natürlich hilft ein Blick in den Schaltplan. Unterstützend hilft es aber sicher auch, wenn man den inneren Aufbau einfach mal gesehen hat. Ein praktisches Beispiel ist oft recht hilfreich um es mit einer Zeichnung in Verbindung zu bringen. Denn eins ist klar, zumindest der original verbaute Kondensator ist immer defekt und muß gewechselt werden. Und da es diese R/C Kombie so heute nicht mehr gibt, muß man diese neu selbst bauen, bzw. nachstellen.

Also, zerpflücken wir mal einen und schauen uns den Aufbau an.  Hier aus einem Nordmende Rigoletto 58.

Das folgende Bild zeigt zunächst die noch original verbaute Kondensator (C)/Widerstand(R) Kombie. Und das ganze dann ausgebaut. 

Dann einmal längs aufgeschnitten. So kann man die äußere Umhüllung inkl. der Beschriftung vom eingentlichen Kondensator abziehen. Dies ist, in meinem Fall, so mit Absicht. Zum Schluß werde ich diese Außenhülle noch brauchen.

Weiter geht die Zerlegung. Da es ja ein Wickelkondensator ist, kann man diesen eben auch abwickeln. Auf dem nächsten Foto wunderbar zu sehen, nach ein paar Umdrehungen kommt der Folienanfang auf dem Papier = das Dielektrikum(☆☆dazu unten noch ein paar Anmerungen). Nach kurzer Zeit kommt dann auch schon der erste Kondensatoranschluß.


Nur sehr kurz dahinter beginnt es interessant zu werden. Ein Draht der einmal komplett über den Wickelkörper geführt ist. Das ist Anschlußdraht Nummer zwei des Kondensators. 

Nachdem alles abgewickelt ist, stößt man auf eine Papphülse. In dieser steckt der 10Mohm Wiederstand, welchen man dann einfach heraus ziehen kann.

So also sind Kondensator und Widerstand mit einander verbunden. Bitte bedenken, den zweiten Kondensatoranschluss haben wir ganz am Anfang ja schon mit abgewickelt. Hier noch ein Blick auf das Trümmerfeld.

Den Widerstand habe ich durchgemessen. Er ist absolut in Ordnung. Daher werde ich Ihn für den Neuaufbau wiederverwenden.

Nach erfolgreicher Zerstörung des alten Bauteiles, muß nun Ersatz gebaut werden. Kondensator und Widerstand werden exakt so verbunden, wie ursprünglich auch. Hier ist es durchaus wichtig, das der Außenbelag des Kondensators wieder dort liegt wie auch zuvor. Siehe dazu auch hier:

Kondensator Außenbelag

Danach wird das ganze mit Schrumpfschlauch als Einheit fixiert.

Und zuletzt kommt dann die alte Hülle wieder darüber und wird dann wieder an ursprünglicher Stelle eingebaut. Die alte Hülle ist natürlich kein muß. Aber im Schaltplan ist dieses Bauteil als Einheit aufgeführt. Und wer weiß, in 20 Jahren hat vielleicht wieder jemand das Radio auf dem Tisch. So ist auch demjenigen noch direkt klar, was er vor sich hat.


Achtung:Es kommt vor, das diese Art Kondensator sogar vier Anschlüße hat. Dann ist zu oben beschriebenem noch eine Abschirmung vorhanden. Bei wieder anderen gibt es ebenfalls drei Anschlüsse, jedoch keinen Widerstand im inneren. Dann handelt es nur um einen zusätzlich abgeschirmten Kondensator. Wenn die Beschriftung auf dem Bauteil noch zu erkennen ist, hilft es sehr bei der Identifizierung. Andernfalls hilft nur ein Blick in den Schaltplan. Vor dem Auswechseln sollte man sich in jedem Fall sicher sein was man vor sich hat und was man tut.


☆☆ Das Dielektrikum: Wie oben schon geschrieben, ist die Isolation bei dieser Art Kondensator aus Papier. Ursprünglich war diese Papier mit Wachs o.ä. getränkt um überhaupt vernünftig isolieren zu können. Das Wachs hat sich im laufe der Jahrzehnte längst in seine Bestandteile aufgelöst. Es bleibt nur das Papier. Und Papier neigt dazu Feuchtigkeit aufzunehmen. Es reicht tatsächlich schon die, immer vorhandene, Luftfeuchtigkeit. Und Feuchtigkeit = Wasser, ist ein hervorragender Leiter. So wird aus der ursprünglichen Isolationsschicht eine mehr oder weniger gut leitende Fläche. Heißt Leckstrom fließt - heißt Kurzschluß - heißt - diese Kondensatoren sind immer defekt und müssen getauscht werden!



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